Ruhrgebiet wird zum Freizeitpark

Noch im April wird das Kabinett den Masterplan Emscher Landschaftspark beschließen. Innerhalb von zwei Jahrzehnten soll aus dem Ruhrgebiet dann ein Grüngürtel werden

RUHR taz ■ Von der Öffentlichkeit fast unbemerkt, wird das NRW-Kabinett wohl noch vor der Landtagswahl beschließen, den so genannten „Masterplan Emscher Landschaftspark 2010“ umzusetzen. „Nachdem die Kommunen ihre Beratungen abgeschlossen haben, wird das Kabinett vermutlich im April den offiziellen Beschluss fassen“, so eine Sprecherin der Projekt Ruhr GmbH, die das Strukturwandelprojekt organisiert.

Mit dem gigantischen Aktionsplan soll aus dem „Hinterhof des Ruhrgebiets“ eine zusammenhängende Parklandschaft entstehen, die sich auf einer Länge von mehr als 60 Kilometern zwischen Duisburg und Bergkamen erstreckt. 15 Milliarden Euro werden die 20 beteiligten Kommunen, das Land, sowie die Europäische Union in den nächsten zwei Jahrzehnten in das Projekt stecken.

Nach dem Vorbild des im 18. Jahrhundert angelegten Wörlitzer Gartenreichs soll entlang der Emscher aus der heutigen Industrielandschaft eine Region entstehen, die wirtschaftliche Nutzung und Parklandschaft vereint. Eine zentrale Rolle bei der Entstehung des Regionalparks spielt die – im Ruhrgebiet kaum wahrgenommene – Land- und Forstwirtschaft.

Die Masterplaner machen mit dieser Idee aus der Not eine Tugend: Anders als in klassischen städtischen Parks, die von einer „planenden Hand“ angelegt werden, sollen im Emschertal die bereits existierenden wirtschaftlich genutzten Wald- und Agrarflächen zum Park erklärt werden. Damit retten sich die Projektplaner aus dem Dilemma, dass für einen echten, traditionellen Park im klammen Ruhrgebiet das Geld fehlt. Im Masterplan heißt es deshalb: „Äcker und Wiesen, die bewirtschaftet werden, erweitern den Park, belasten aber nicht dessen Budget.“

Dass das nicht ganz unproblematisch ist, sieht man jedoch auch bei der Projekt Ruhr GmbH: „Die Interessen der Forstwirtschaft am Rohstoff Holz müssen mit den Ansprüchen der Bevölkerung an ‚ihren‘ Wald zur Deckung gebracht werden, sagt Michael Schwarze-Rodrian. Umweltministerin Bärbel Höhn (Grüne) ist sich dennoch sicher, dass die Parkidee trotz der unterschiedlichen Interessen Zukunft hat: „Im Ballungsraum Ruhrgebiet steht für die Menschen der Erholungs-, Freizeit- und Erlebniswert der Wälder klar im Vordergrund.“ ULLA JASPER