Keine weiteren Mordanschläge

RECHTSTERROR Weder unaufgeklärter Mord in Berlin noch Anschlag mit Selbstschussanlage in Duisburg scheinen auf das Konto des Terrortrios NSU zu gehen. Ermittler sagen: „keinerlei Verbindung“

BERLIN taz | Zehn Morde und zwei Anschläge: Das bleibt nach wie vor die blutige Bilanz des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU). Ein weiterer unaufgeklärter Mord in Berlin und ein Mordanschlag mit einer Selbstschussanlage in Duisburg gehen dagegen wohl doch nicht auf das Konto der rechtsextremen Terrortruppe. Darüber hatten mehrere Medien in den vergangenen Tagen spekuliert.

Wie die taz aus Sicherheitskreisen erfuhr, ist im abgebrannten Haus des Terrortrios in Zwickau aber keinesfalls eine ähnliche Selbstschussanlage gefunden worden, mit der im Dezember 2003 in Duisburg ein türkischstämmiger Wirt angeschossen wurde. Dort war eine aus einem Betonstück und mehreren Abflussrohren zusammengebaute Vorrichtung mit einer Angelschnur als Auslöser eingesetzt worden. In Zwickau hingegen hat die Polizei im Haus von Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe nur einen leeren Holzkasten mit Löchern gefunden, in die möglicherweise ein Gewehr hätte eingehängt werden können. Auch ansonsten weise nichts auf eine Verbindung zwischen den Rechtsterroristen und dem Duisburger Fall hin.

Als ebenso unwahrscheinlich wird in Polizeikreisen eingeschätzt, dass die Terroristen vom NSU auch für den Mord an einem aus Jugoslawien stammenden Mann im März 2000 im Berliner Stadtteil Wedding verantwortlich sind. Dagegen spreche, dass die Tat nicht auf dem Bekennervideo des NSU erwähnt werde und die Schüsse auf den Zeitungshändler aus keiner der 20 bei dem Trio gefundenen Waffen stammen, wie ein hochrangiger Ermittler der taz sagte. „Es gibt keinerlei belastbare Verbindungen des NSU nach Berlin.“

In allen Bundesländern werden derzeit ungeklärte Mordfälle und andere Straftaten auf eine mögliche Verbindung zu den rechtsextremen Terroristen überprüft. WOLF SCHMIDT