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: Holy Smoke über dem Abendland

Während der Medienpapst zu Grabe getragen wurde, fand in Rom unbemerkt die Beerdigung eines weiteren Pontifex statt. Es war schon die zweite

Falls Sie es nicht mitbekommen haben: Der Papst ruht mittlerweile sanft in den Grotten des Petersdoms, 17 KönigInnen und Prinzen sowie 57 Staatschefs nebst allerhand Normalsterblichen waren dabei, selbst arabische Sender haben live und ausführlich über den Mann in den Schuhen des Fischers berichtet, bevor sie frech wieder zum Freitagsgebet der Ungläubigen nach Mekka schalteten.

Was die wenigsten mitbekommen haben: Es gilt, noch einen weiteren Past zu betrauern. Einen namenlosen Papst, den Johannes Paul II. gewissermaßen mit ins Grab riss. Überschattet von der prachtvollen Inszenierung der heiligen Kathölizät hatte Ende vergangener Woche nämlich der italienische Pay-TV-Kanal „Canal Jimmy Italy“ angekündigt, die Zeichentrick-Serie „Popetown“ auf immer in der Sender-Krypta ruhen zu lassen.

Schließlich spricht die Figur des exzentrischen Heiligen Zeichentrickvaters (77) mit der Stimme von Ruby Wax und benimmt sich eher wie ein nerviger Siebenjähriger. Und vielleicht hätten sich bei den ihm stets in den Rücken fallenden, machtgierig-fiesen Cartoon-Kardinälen auch zu viele Parallelen zum tatsächlichen Konklave ergeben. Die britische BBC jedenfalls, die „Popetown“ produzierte, hatte schon im Herbst 2004 ihre anglikanischen Wurzeln verraten, sich der senderinternen Heiligen Inquisition an den Hals geworfen und die fertige, 3,5 Millionen Euro teure Serie rundum zensiert: Sie wurde gar nicht erst ausgestrahlt.

Da zu Anstalten – egal ob Sender oder Amtskirche – stets Doppelmoral gehört, bemüht sich die BBC derzeit, „Popetown“, auch bekannt als „Holy Smoke“, weiter in klingende Münze zu verwandeln. Auf der heute im katholischen Cannes beginnenden Fernsehmesse MipTV sind alle zehn Teile zu haben.

Vor gut 20 Jahren gab es dort auch die legendäre britische Puppensatire „Spitting Image“ zu kaufen. Hier trat ein höchst menschlicher Pontifex in Bermuda-Shorts und Sonnenbrille auf, der ständig zur Bar stürmte, wo er mit polnischem Akzent „Tequila für alle!“ krächzte. Und genau so wollen wir ihn in Erinnerung behalten. STEFFEN GRIMBERG