„Es waren die Bürger“

Vortrag über die Hamburger Stadtentwicklung

lebt als selbstständiger Stadtplaner in Hamburg und begeistert sich für StadtgeschichteFoto: privat

Herr Claussen-Seggelke, welches Bauwerk ist für den Wiederaufbau sinnbildlich?

Jo Claussen-Seggelke: Die Grindelhochhäuser: Das sind die ersten Gebäude, die nach dem Krieg gebaut wurden und zugleich die ersten Wohnhochhäuser.

Was lesen Sie an ihnen ab?

Eine neue Herangehensweise: sich hinwegsetzen über die historischen Strukturen, nach ganz anderen städtebaulichen Gesichtspunkten einen Bruch mit der Geschichte vollziehen.

Wie bewerten Sie das heute?

Initiiert wurde der Aufbau von der britischen Besatzungsmacht. Es galt, schnell die Infrastruktur aufzubauen, den Hafen nutzbar zu machen und Wohnungsraum zu schaffen. Das waren Probleme, die wir uns gar nicht mehr vorstellen können. Deshalb lassen sich die damaligen Konzepte nicht auf heute übertragen – auch wenn sich die Grindelhochhäuser noch immer bewähren.

In den 1970er Jahren begann die Stadtplanung, wieder auf den Erhalt altstädtischer Bausubstanz zu setzen.

Das zeigte sich zuerst mit der Rettung der Deichstraße 1972. Dabei waren es übrigens Privatpersonen, die Bürger, die sich für den Erhalt eingesetzt haben, so wie später in der Hafenstraße.

Und heute …

… stellt man das Neue hart neben das Alte. Das lässt sich gut in St. Georg beobachten. Dabei entstehen Brüche, die wir als Ausdruck einer pluralistischen Gesellschaft sehen können – in der leider viel zu oft derjenige gehört wird, der am lautesten schreit.INTERVIEW: MAP

18 Uhr, hamburgmuseum