Alphornbläser am anderen Elbufer

STILMIX Die Musiktage Hitzacker geben sich genreübergreifend

Hitzacker ist nur ein kleines Städtchen an der Elbe, aber die dortigen Sommerlichen Musiktage brauchen die Konkurrenz des gleichzeitig stattfindenden, sehr viel größeren Schleswig-Holstein Musikfestivals nicht zu fürchten. Ihre 64. Ausgabe bietet Alpengesänge und futuristische Beethoven-Abende, aber auch von Filmen und Lesungen begleitete Kammerkonzerte. Geografisch spannt sie den Bogen weit über Europa hinaus – Derwische werden mit Mozart, indische Gamelan-Musik mit Debussy kombiniert.

So entstehen neue, aufregende Klang-Konfrontationen, und selbst Beethovens Neunter kann man Neues entlocken – dann nämlich, wenn man, wie es die Festival-Organisatoren taten, junge Komponisten bittet, über dieses Stück zu schreiben. Oder sie auffordert, neue Vor- und Nachspiele für Schuberts „Winterreise“ zu erfinden, den Nachhall der Moderne.

Auch die Natur selbst wurde als Klangraum integriert: Während des „Festival Walks“ werden Alphornbläser jenseits des Elbufers ihren Kollegen auf dem Hitzacker’schen Weinberg antworten. Am gleichen Abend begegnen Stephan Kattes „Bergstimmungen für neun Alphörner“ Werken von Liszt, Schubert und Strauss.

Den Mix der Stile haben manche Musiker zum Prinzip erhoben. Fado-Sänger Telmo Pires etwa, einer der wenigen männlichen Interpreten der Branche, nimmt die melancholischen Weisen weit in den Jazz hinein, verändert so sacht das emotionale Timbre. Und die jiddisch-polnische Band „Kroke“ aus Krakau vermengt Klezmer, Folk, Jazz – und erinnert so an die lange verschütteten jüdischen Wurzeln der südpolnischen Metropole. PS

25. 7.–2. 8. 2009, Hitzacker, www.musiktage-hitzacker.de