DAS ENTSCHEIDENDE DETAIL
: Exzessiv und sterblich

MYTHOS Eine britische Studie beweist, dass es den „Club 27“ für berühmte Musiker gar nicht gibt

Nach dem Club der toten Dichter kam der Club der toten Sänger. Spätestens mit dem Tod von Kurt Cobain 1994 entstand die Idee des „Club 27“, nach der Künstler am ehesten mit 27 Jahren das Zeitliche segnen. Weitere berühmte Clubmitglieder: Jimi Hendrix, Jim Morrison und schließlich, seit letztem Jahr, auch Amy Winehouse. 27 – dieses Alter soll also für berühmte Musiker besonders gefährlich sein.

Alles nur ein Mythos. Die Legende vom „Club 27“ speise sich aus Zufällen und Rosinenpickerei, sagen deutsche und australische Forscher. Die Sterbewahrscheinlichkeit von Musikern sei mit 27 Jahren nicht signifikant größer als sonst, bewiesen sie im British Medical Journal. Sie untersuchten die Daten von 1.046 Solokünstlern und Bandmitgliedern, die zwischen 1956 und 2007 die Spitze der Charts erreichten. Der „Club 27“ ist also nicht mehr als eine Legende.

Schade um den Aufwand! Oder hat sich die Studie trotzdem gelohnt? Musiker werden mit Anfang 20 berühmt, ihr exzessiver Lebensstil kann in 4 bis 5 Jahren einen – mitunter tödlichen – Höhepunkt erreichen. Sie kommen mit dem Ruhm nicht klar, sind vom „Club 27“ fasziniert – und geben alles, um schnellstmöglich zu verscheiden. Auch wenn es nicht gelingt, mit 27 zu sterben, besteht eine gute Chance, ein paar Jahre später auf dem Friedhof zu landen.

Warum das auch Nichtmusiker angeht? Musik trägt zu unserer Lebensqualität bei, weiß die Wissenschaft. Musiker sollten darum so lange wie möglich am Leben bleiben. ANNA FRENYO