Wochenübersicht: Bühne
: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Probebühne Cuvrystraße: „Mikrogramme“, ab Do.Theater Zerbrochene Fenster: „Der Verschollene“, ab Fr.Sophiensæle: „nur noch heute“, ab Do.Im Hof des BE: „Peymann räumt auf!“, Sa. ab 17 Uhr

Der Schriftsteller Robert Walser hat ein Konvolut von Zetteln und Visitenkarten mit in mikroskopisch kleiner Sütterlinschrift verfassten Bleistiftaufzeichnungen hinterlassen, deren Entzifferung fast zwanzig Jahre gedauert hat. Die erst Jahrzehnte nach Walsers Tod in zwei Schuhkartons entdeckten Aufzeichnungen enthalten Betrachtungen, kleine Dialoge, Gedichte und Prosastücke. Mit ihnen ist Walser endgültig in den Olymp der großen Autoren des 20. Jahrhunderts aufgestiegen. Für die Bühne hat Christian Bertram nun aus den Texten ein kleines Welttheater zusammengestellt und in dem Zyklus „Mikrogramme“ zu einer Parabel über das Leben verdichtet, die vor allem eine Reise ins Zentrum von Robert Walsers Sprache ist. Hans Peter Kuhn, der schon für Sasha Waltz und Robert Wilson komponierte, schrieb dazu die Musik. Premiere ist am Donnerstag.Ein Autor, für den Robert Walser schon früh ein ganz Großer war, ist Franz Kafka gewesen. Das Theater Zentrifuge, eine der ältesten freien Gruppen der Stadt, hat sich Kafkas Roman „Amerika“ vorgenommen und daraus eine theatralische Identitätssuche gemacht. „Der Verschollene oder der Beweis, dass es unmöglich ist zu leben“ ist ab Freitag im Theater Zerbrochene Fenster zu sehen.Schwer erträglich ist das Leben auch für die desillusionierten Forty-Somethings, die Sabine Harbekes Theaterstück „nur noch heute“ bevölkern. Die Aufführung über die Frage: „Wovon reden wir, wenn wir über die Liebe reden?“, ist auf der Basis von Kurzgeschichten von Raymond Carver entstanden.Im BE findet eine große Frühjahrs-Aufräumaktion statt: Claus Peymann versteigert Bestände aus dem Fundus. An Meistbietende abgegeben werden unter anderem: ein Pferd, das Mobiliar der legendären BE-Kantine sowie Fotos, Kostüme und jede Menge Theatertrödel.