LESERINNENBRIEFE
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■ betr.: „„Arcandor bereitet sich auf Zerschlagung vor“,taz vom 20. 7. 09

Sparen wie andere auch

Ihrer Zeitung konnte ich entnehmen, dass Frau Schickedanz nunmehr mit 600 Euro im Monat auskommen muss. Ich gehe mal davon aus, dass Sie die Möglichkeit haben, Frau Schickedanz die folgenden Informationen zukommen zu lassen! Sind die Kosten für Unterkunft in dem Betrag von 600 Euro schon enthalten? Wenn ja, dann möchte ich Frau Schickedanz raten, sich eine Wohnung in Berlin-Neukölln zu suchen, da kostet der Quadratmeter teilweise noch 4 Euro kalt! Wenn die 600 Euro die Wohnkosten nicht enthalten sollten, hätte sie ja noch fast das Doppelte wie ein Harz-IV-Empfänger. Hier kann ich dann nur raten: sparen, sparen wie viele andere auch! Gruß ERIKA LANDSCHEIDT, eine Frau voller Empathie

■ betr.: „Wir können alles – außer Steuern“, Kommentar von Beate Willms, taz vom 21. 7. 09

Die wahren Sozialschmarotzer

Bei Steuererklärungen der Großkonzerne und der elitären „Leistungsträger“ zeigt sich doch immer wieder, wo die wahren Sozialschmarotzer sind. Nicht, wie von den o. g. und den Politikern und der Boulevardpresse behauptet, bei den Erwerbslosen. Leider sind unsere Politiker zu schwach und unwillig, hier wirklich etwas zu ändern. Im Gegenteil. Durch den Personalabbau in den Finanzbehörden wird Steuerhinterziehung noch unterstützt und gefördert. MARION MANNECK, Essen

■ betr.: „Größer und kleiner ist kein Kriterium“, Interview mit Christian Mohrdieck“, taz vom 21. 7. 09

Wasserstoff als Heilsbringer

Wieder einmal Wasserstoff als Heilsbringer. Diese Sau wird ja schon länger „vom Daimler“, wie wir in Schwaben diesen Konzern bezeichnen, durchs Dorf getrieben. In den 70ern dachte ich auch noch: ja, so wird alles gut. Hoimar von Ditfurth lässt grüßen. Da war ich 16.

In der Zwischenzeit habe ich eine Abneigung gegen alle zentral gesteuerten Großsysteme (Konzerne) entwickelt. Das geht von Saatgut über Medien bis hin zur Medizin. Auch eine Versorgung von Autos mit Wasserstoff würde nur über Großtechnik von Großkonzernen funktionieren, scheißegal ob die Energie dann umweltfreundlich in der Wüste eingefangen würde. Strom können wir aber inzwischen privat erzeugen, dezentral, um unseren Herrn Scheer zu zitieren. Egal ob über Kleinblockheizkraftwerk im Winter, Solar oder mit der Gemeinschaftswindanlage. So wäre das Stromauto versorgungstechnisch einfach unabhängiger. Und glauben Sie dem Herrn Entwicklungsleiter nicht, Stromautos wären auch für größere Distanzen nicht darstellbar. Der Mindset aus der Schweiz zeigt, wie’s geht. Nur ein Wermutstropfen bleibt: Auch das Stromauto wird die Welt nicht besser machen.

FRANK DÖDERLEIN, Pfullingen

■ betr.: „Showdown in Stuttgart. Sonntag Aktuell In einem bizarren Poker ist der gesamten Redaktion des Blattes gekündigt worden. Den Verlag drücken Schulden aus der eigenen Expansionspolitik“, taz vom 20. 7. 09

Mehr Pressevielfalt

Das ist das Typische an den Aktivitäten der Südwestdeutschen Medienholding (SWMH) und der Medien-Union, dass die Menschen im Lande, in diesem Fall im Schwäbischen, in vorangegangenen Fällen in der Pfalz, von niemandem mehr informiert werden, was im Innern dieses Medienriesen vor sich geht, weil ihm schlicht und einfach fast alles Gedruckte gehört. In den vergangenen Jahren haben in pfälzischen Kleinstädten viele Rheinpfalz-Geschäftsstellen dichtgemacht, die dort beschäftigten Frauen haben ihre Arbeitsplätze vor Ort eingebüßt, und draußen im Land hat es keiner gemerkt, weil nicht darüber berichtet wurde. Auch der SWR und die diversen Privatsender scheuen das heiße Eisen.

Die einzige wirklich unabhängige Tageszeitung in der Pfalz ist anno 2009 das Konkurrenzblatt der Rheinpfalz in Schifferstadt, das in der Ringerhochburg sogar mehr Auflage hat als die Zeitung für die Pfalz (Eigenwerbung). Die sich vor Jahren auch die Pirmasenser Zeitung gesichert hat und jetzt – laut taz – auch schon am Mannheimer Morgen zu knabbern beginnt. Dabei ist die Rheinpfalz unbestritten eine der besseren großen Regionalzeitungen in Deutschland mit einer guten Qualität in allen ihren Sparten.

In der Pfalz gibt es seit zwei Jahren keine Sonntag Aktuell mehr, die Rheinpfalz macht mit einer eigenen Sonntagszeitung auf, die sie in Landau produziert und die etwas anspruchsvoller ist als die zugegebenermaßen langweilige Sonntag Aktuell. Da aber die Rheinpfalz eine Ausbreitung von der saarländischen Grenze bis zum Rhein und von Frankenthal bis vor die Tore Karlsruhes hat, stellt sich hier und wahrscheinlich auch im Schwäbischen – und nicht nur dort – die Frage, ob es nicht an der Zeit wäre, dass der Gesetzgeber endlich damit beginnt, diese Konzentration zu stoppen und mehr Pressevielfalt den Weg zu bereiten. Der Demokratie im Lande täte dies gut.

GÜNTER ROHRBACHER-LIST, Ludwigshafen am Rhein