Kampf ums Öl

Konfliktstoff: Öleinnahmen machen über 90 Prozent der Exporteinnahmen des Sudans aus

BERLIN taz | Der internationale Schiedsspruch zu Abyei ist besonders folgenreich für die Verteilung von Sudans Öl zwischen der Zentralregierung in Khartum und dem möglicherweise ab 2011 unabhängigen Süden. Öleinnahmen machen über 90 Prozent der Exporteinnahmen des Sudan aus. Sie steuern zwei Drittel der Staatseinnahmen Khartums bei und 97 Prozent derer der SPLA-Autonomieregierung im Süden.

Sudans Ölexport begann 1999, als eine Exportpipeline quer durch das Land in Betrieb ging. Sie führt von den großen Ölfeldern Heglig und Unity samt einigen kleineren Nachbarn (siehe Karte) in und um Abyei bis zum Roten Meer. Der Krieg um Südsudan tobte in seinen Schlussjahren vor allem um diese Ölfelder. Das Friedensabkommen von 2005, das den Krieg beendete, legte eine 50:50-Aufteilung von Sudans Öleinnahmen zwischen Khartum und dem Süden fest. Allerdings hat die Zentralregierung dem Süden nie seinen vollen Anteil ausgezahlt.

Die SPLA hat das nie groß thematisiert, sondern darauf gesetzt, dass sie 2011 beim Unabhängigkeitsreferendum und bei der Volksabstimmung über die Zugehörigkeit Abyeis sowieso die Kontrolle über Sudans Öl erringt. Der Schiedsspruch von Den Haag macht ihr nun einen Strich durch die Rechnung, indem er Heglig, eines der größten Ölfelder, von vornherein dem Norden zuschlägt.

Sudans gesamte Ölförderung, die 2008 522.000 Barrel täglich betrug, soll im Jahr 2013 mit 900.000 Barrel am Tag ihren Höhepunkt erreichen und danach leicht sinken. Den Großteil der Förderung leistet das Konsortium „Greater Nile Petroleum Operating Company“ (GNPOC) aus Staatsfirmen Sudans, Chinas und Malaysias, das vor allem Heglig und Unity ausbeutet. Allerdings warnen Experten, die Förderung hier sinke bereits.

In Zukunft werden noch unerschlossene Ölvorkommen östlich des Nils wichtig werden. Auch hier sind bereits Nord-Süd-Grenzstreitigkeiten abzusehen.

DOMINIC JOHNSON