Befreit von Meisners Beistand

Das Erzbistum Köln drehte zwar den Geldhahn zu – doch die Karl-Rahner-Akademie macht mit reduziertem Angebot weiter. Und freut sich, dass sie künftig nicht mehr vom Erzbischof abhängig ist

VON THOMAS SPOLERT

Frohe Botschaft für die Freunde der Karl-Rahner-Akademie. Die katholische Bildungseinrichtung in Köln, die durch die Streichung der Zuschüsse des Erzbistums in ihrer Existenz bedroht war, ist für die nächsten fünf Jahre gerettet. Der Trägerverein der von Erzbischof Joachim Meisner ungeliebten Akademie will die Arbeit ab 2006 fortsetzen, indem er kostenintensive Kurse streicht und Personal entlässt. „Wir haben diese Entscheidung sehr genau durchgerechnet“, erklärte der Vorsitzende des Katholischen Männerwerks der Stadt Köln, Winfried Pesch. Zwar fehlen noch rund 35.000 Euro im Etat. Aber Pesch ist optimistisch, diese Lücke schließen zu können. „Wir sind noch mit Sponsoren im Gespräch.“ Die vom Jesuitenorden betriebene Akademie ist damit bundesweit die einzige Einrichtung ihrer Art, die jetzt finanziell unabhängig von der Katholischen Kirche arbeitet.

Bisher hatte die Akademie jährlich 400.000 Euro vom Erzbistum Köln für ihre Bildungsarbeit bekommen – zwei Drittel ihres Haushalts. Letzten Oktober teilte das Bistum dem Leiter, Jesuitenpater Alfons Höfer, ohne jede Vorwarnung mit, den Zuschuss komplett zu streichen. Die anschließende Protestwelle ließ Meisner völlig unbeeindruckt. Kurse zu Philosophie, Musik, Medizin, Literatur und Wirtschaft passten nicht in die katholische Bildungsarbeit, wurde Höfer bedeutet.

Die weit über die Grenzen Kölns hinaus bekannte Institution kann weiter machen, weil die Deutsche Provinz der Jesuiten, der Förderverein, die im letzten Jahr gegründete Stiftung für die Karl-Rahner-Akademie und rund 300 Nutzer der Akademie Gelder beisteuern wollen. 400.000 Euro soll der Etat künftig betragen. „Allein unsere Hörer haben bis 2010 rund 85.000 Euro pro Jahr zugesagt“, freute sich Winfried Pesch. Einmalig spendet zudem die Stellaner Vereinigung Deutschlands (StVD), der überregionale Zusammenschluss ehemaliger Jesuitenschüler, 50.000 Euro. „Wir wollen damit ein Signal setzen“, begründete StVD-Präsident Hermann von Braunmühl die Aktion.

Ein Angebot vom Generalvikar des Erzbistums, Dominik Schwaderlapp, 50.000 Euro für einen theologischen Referenten bereit zu stellen, hatte die Akademie im Dezember abgelehnt. Bedingung war nämlich, sich unter das Dach des Katholischen Bildungswerkes zu begeben. Damit hätte die Karl-Rahner-Akademie ihr Profil aufgegeben müssen. „Wir sind jetzt freier in der Auswahl unserer Referenten“, zeigte sich Bernd Wacker vom Trägerverein erleichtert. Damit habe der „Katholizismus in seiner pluralen Form“ eine Chance. „Das wird bei einigen Verärgerung auslösen“, so Wacker weiter. Spannend sei nun, wie künftig Konflikte in der Kirche gelöst würden, wenn Geldentzug nicht mehr möglich sei.

Der Akademieleiter gibt sich indes versöhnlich. „Dies ist auch in Zukunft keine Akademie gegen Kardinal Meisner“, betonte Alfons Höfer.