Ohne Projekt kein Geld

Lehrer informieren sich in einem neuen Seminar an der Universität, wie sie angesichts knapperer Mittel von Externen Geld bekommen können

Bremen taz ■ Sie sitzen in kleinen Gruppen zusammen und jonglieren über den Tischen in der Universität mit Begriffen wie „Sponsoring“, „Fundraising“ und „Management“. Die 28 Lehrer aus sieben Schulen sind zu einem Workshop über Fundraising gekommen. „Die Schulen haben immer weniger Geld, da müssen wir andere Möglichkeiten suchen, um unsere Projekte zu finanzieren“, sagt Almut Schülke, Lehrerin am Schulzentrum Findorff. Sie und ihre Kollegen nehmen an einem Programm der Stiftung der deutschen Wirtschaft teil, die in einem Pilotprojekt Lehrer qualifizieren will.

Almut Schülke ist zufrieden mit dem Seminar, das Jens Uwe Böttcher leitet. Der Chef des Forum Philanthropie an der Universität steht an einem Tageslichtprojektor und erläutert in einfachen Sätzen, worauf es ankommt, für die Lehrer auf Spendenjagd. „Das Anliegen muss eine Bedeutung haben, räumlich und zeitlich drängen und vor allem lösbar sein“, erklärt er den Lehrern. Böttcher ist wichtig, dass seine Zuhörer die Interessen ihrer potenziellen Partner sehen. „Wenn Sie denen nicht klar machen, warum sie Ihre Schule fördern sollen, gibt es auch keine Kohle“, sagt er lapidar.

So erlernen die Seminarteilnehmer Grundzüge des Marketings. Die Lehrer erfahren, wie sie ihre Zielgruppen erkennen, wen sie wie werben können. Almut Schülkes Kollegin Birgit Kriesche weiß jetzt: „Wir werden stärker die Ehemaligen ansprechen, die kann man vielleicht auch für Spenden gewinnen.“

Jens Uwe Böttcher erklärt, wie wichtig es sei, dass Schulen ein Projekt haben, das aus anderen heraussteche. In der Regel brauche man sich nicht zu verbiegen, um Partner zu überzeugen. Bei Böttcher lernen die Lehrer, ihre Schule darzustellen und Stärken herauszustreichen – und das in knappen Worten. Für manche Lehrer ist das nicht leicht. Alexandra Aziz und ihre Kollegen vom Schulzentrum am Waller Ring wollen ihre Pausenhalle mit Spendengeldern umgestalten. „Man könnte das ja Chillout-Lounge nennen, ähnlich wie in einer Disko“, sagt sie etwas zögerlich. „Verwenden Sie ruhig einen deutschen Begriff“, rät Jens Uwe Böttcher. „Sie müssen sehen, an wen Sie sich wenden. Man kann dem Partner nichts aufschwatzen, hinter dem man selber nicht steht.“ Alexandra Aziz notiert sich die Tipps. „Einiges davon kann man bestimmt in die Tat umsetzen“, sagt die Lehrerin. Wen sie wegen der Pausenhalle anspricht, weiß sie noch nicht.

Viele Lehrer hätten unter dem Eindruck des größeren Wettbewerbs und knapperer Finanzen erkannt, dass es nicht mehr ohne Fundraising gehe, meint Böttcher. Das Forum Philanthropie gibt es seit Anfang des Jahres, das Seminar „Fundraising für die Schule“ ist das erste, das Böttcher in Bremen veranstaltet. Der 57-Jährige will mit seinem Forum, die Kompetenzen der Uni-Angestellten nutzen, um Menschen beruflich weiterzubilden. „Hier setzt sich nur langsam die Erkenntnis durch, dass das ein Feld ist, auf dem sich die Universität profilieren und auch noch Geld verdienen kann“, sagt er.

Doch wo endet das Engagement von externen Geldgebern? „Unterricht und Erziehungsauftrag dürfen nicht durch Spender beeinflusst werden“, sagt Almut Schülke. Und ihre Kollegin Birgit Kriesche ergänzt: „Und es darf nicht so gehen wie im Fußball, wo Stadien nach Sponsoren benannt werden. Unsere Schule umzubennenen – das ist schlicht undenkbar.“ Kay Müller