Verpasst?: Selbst entsorgt
„Kalkofes Mattscheibe“, 23.00 Uhr, Pro 7
Das Dilemma beginnt bereits am Sendeplatz. Direkt am Ausgang von Stefan Raab sozusagen. Weil Oliver Kalkofe, der Berufs-Spaßverderber, längst in der Spaßgesellschaft angekommen ist, darf Raab höchstselbst einen kleinen „Mattscheibe“-Teaser vorwegschicken. So wie er es sonst auch mit den Sendungen von Elton oder Pocher macht, den beiden anderen In-Raabs-Fahrwasser-Schwimmern. Dabei schwamm Oliver Kalkofe ja eigentlich einmal gegen den Strom. Gegen den Mainstream zumindest. Von dessen Rechtsvertretern hat er dann öfters Post bekommen. Weil Kalkofe zu böse war. Oder weil er zu sehr Recht hatte.
Vorgestern Abend, zum Start der neuen Staffel, surfte er nur mehr auf der Schaumkrone einer trostlosen Medienrealität. Gab mal den Florian Silbereisen, später den Hansi Hinterseer. So genannte volkstümliche Künstler also – obwohl Kalkofes Kunst doch längst selbst eine volkstümliche ist. Und vielleicht ist das Oliver Kalkofes Dilemma: Der dicke, böse Mann war die Avantgarde seiner eigenen Abschaffung. Kalkofe hat die Autobahn geteert, auf der jetzt Kolonnen medienreflexiver Spaßvögel Gas geben.
Unter ihnen aber ist er nicht einmal mehr der derbste. Und seine Feindbilder – Beckmann, Schöneberger und so weiter – sind längst vorhersehbar. Wenig hilft es da, dass Olivers Reise eigentlich eine Tour de Aufklärung ist, ein Flehen um ein Besseres. Radikales Fernsehen dürften gegenwärtig andere besser hinkriegen: Chelsea-Trainer José Mourinho vielleicht. CLEM
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