IM CAFÉ BRAVO
: Falscher Modigliani

Die Kritikerin hatte so komisch gelacht

War die echt? Fragte sich Laszlo Glozer und schaute kurz zu seinem Spiegelbild hinüber. Oder sah Laszlo Glozers Spiegelbild zu Laszlo Glozer herüber? Die Kunstkritikerin, war die echt gewesen? Sie hatte so komisch gelacht, und ihre Fragen waren ihm vorgekommen wie aus dem Fragenautomat einer Kunsthochschul-Cafete. Wichtiger aber war, dass ihm während des Gesprächs der Artikel wieder eingefallen war aus der Süddeutschen. Ein wunderbares Beispiel für deskriptive Kunstkritik, hatte er gesagt. Die Kunstkritikerin hatte das nicht verstanden. Beim Anblick seines Spiegelbilds in Dan Grahams Glas- und Chrom-Kubus in der Auguststraße war ihm auch wieder eingefallen, was an dem Artikel so bemerkenswert war.

Es ging um die Modigliani-Fälschungen in der Bonner Bundeskunsthalle. Dass auf einen echten Modigliani drei unechte kämen und um die windigen Geschäfte des Kunsthistorikers Parisot, der todsicher seine Finger im Spiel hätte. Doch nicht der sogenannte Skandal war das Interessante. Sondern etwas an der Art und Weise, wie der „Liegende Akt (Céline Howard)“, jenes Bild, das Sotheby’s abgelehnt hatte und das nun in Bonn zu sehen war, verglichen wurde mit dem angeblich authentischen „Liegenden Akt auf roter Couch“ aus der Stuttgarter Staatsgalerie. Hier das maskenhafte Gesicht, die anatomisch unmögliche Position der Brüste und des linken Oberschenkels, der schlaffe Körper („wie ein ausgewalzter Nudelteig“). Dagegen die gekonnte Drehung des Beckens auf dem echten Modigliani. Die Betonung des kontrastreichen Hintergrunds durch die Körperdiagonale. Die den charakteristisch gedehnten Gliedern malerischen Zusammenhalt verleihende Bildkomposition.

Laszlo Glozer lächelte. Dass Modigliani ein Teufel gewesen war, wusste er. Doch wer hätte gedacht … Nein, das war wirklich genial! SASCHA JOSUWEIT