Bürger werden Geld nicht los

ENERGIE 30 Millionen Euro, die keiner will: Die Genossenschaft „Energie in Bürgerhand“ überweist das für den Thüga-Kauf gedachte Geld zurück

FREIBURG taz | Millionenrückzahlung: Unter dem Namen „Energie in Bürgerhand“ (EiB) hatte eine Genossenschaft aus Freiburg und Schönau seit 2009 fast 30 Millionen Euro an Bürgerkapital akquiriert. Ein hoher einstelliger Millionenbetrag lag bereits auf einem Treuhandkonto, für den Rest lagen rechtsverbindliche Zusagen vor. Doch das Geld musste jetzt wieder an die mehr als 5.000 Bürger zurückfließen, nachdem die geplanten Projekte nicht zustande kamen.

Ursprünglich war die Initiative gestartet, um einen Teil der damaligen Eon-Tochter Thüga zu erwerben. Diese Chance hatte sich ergeben, weil Eon das Unternehmen, das Beteiligungen an fast 100 Stadtwerken hält, aus kartellrechtlichen Gründen abgeben musste. Die Initiative, die maßgeblich von Michael Sladek, dem Gründer der Elektrizitätswerke Schönau (EWS), geprägt war, wollte die Thüga durch einen Einstieg ökologisch voranbringen. Doch die bunte Bürgertruppe war einigen Thüga-Gesellschaftern offenbar suspekt – und so kam sie nicht zum Zuge.

Daraufhin suchte die Genossenschaft weitere Optionen, um mit dem gesammelten Kapital die Energiewende voranzubringen. Ein Einstieg bei den Stadtwerken Jena-Pößneck und Kassel stand zur Diskussion, ebenso bei einem Stadtwerkeverbund in Baden-Württemberg. Aber keines der Projekte klappte. „Die Unternehmen suchten stets einen strategischen Partner“, sagt Burghard Flieger, Mitglied im EiB-Vorstand, „und ein solcher waren wir nicht.“

Die Energie in Bürgerhand eG, die neben dem Treuhandvermögen auch über rund 800.000 Euro an Mitgliederkapital verfügt, wird nun in der Schönauer EWS Netzkauf eG aufgehen. Ergebe sich in Zukunft die Möglichkeit, unter dem Dach der EWS ein entsprechend großes Projekt zu realisieren, werde man die Geldgeber erneut ansprechen. „Laut dem Treuhandvertrag mussten wir das Geld wieder zurückzahlen, wenn es Ende 2011 nicht investiert ist“, sagt Flieger.

Mit kleineren Projekten sind die EWS unterdes sehr erfolgreich: Bis 2013 wird das Bürgerunternehmen alle Netze im Gemeindeverwaltungsverband Schönau übernommen haben. Und Titisee-Neustadt, etwa 30 Kilometer von Schönau entfernt, gründet mit EWS-Beteiligung gerade eigene Stadtwerke. „Wir gehen wieder stärker dorthin, wo wir vor 15 Jahren gestartet sind – wir wollen regionale Netze übernehmen“, sagt EWS-Gründer Sladek. BERNWARD JANZING