Umstrittene Ordensträgerin

Langer setzt sich für die Rechte der Palästinenser ein, vergleicht Israels Politik mit der des Dritten Reichs und spricht von „Apartheid der Gegenwart“

Wenn jemand das Bundesverdienstkreuz erhält, den höchsten Orden des Landes, ist das üblicherweise ein Grund zum Feiern. Bei Felicia Langer aber löste die Verleihung eine hitzige Debatte aus. Ihre Fürsprecher sagen, die Menschenrechtsanwältin verdiene die Auszeichnung für ihren jahrelangen Einsatz für die Rechte der Palästinenser. Kritiker werfen ihr Israelfeindlichkeit und Anitsemitismus vor.

Langer, selbst Jüdin, wurde 1930 in Polen geboren. Mit neun Jahren muss sie mit ihren Eltern vor der deutschen Invasion in die Sowjetunion fliehen, sie überlebt, während Familienmitglieder dem Naziterror zum Opfer fallen. Nach dem Krieg führt der Weg Langers zurück nach Polen. Mit 19 Jahren heiratet sie Mieciu Langer, der die KZ überlebt hat.

Das Paar wandert in den neu gegründeten Staat Israel aus, bekommt einen Sohn. Felicia Langer beginnt ihr Jurastudium und sieht fortan ihre Aufgabe darin, den Unterprivilegierten in Israel eine Stimme zu verleihen – ab 1965 als Anwältin. Zwei Jahre danach beginnt der Sechstagekrieg, die Ereignisse 1967 sind ihr persönlicher Wendepunkt. Die Juristin beginnt, den Einsatz für die Palästinenser zu ihrer Lebensaufgabe zu machen, tritt gegen Häuserzerstörung und Enteignung ein. Auch politisch ist sie nun aktiv: Sie wird Mitglied der Kommunistischen Partei, die sie erst 1990 wieder verlässt. Im selben Jahr schließt sie ihre Kanzlei, weil das israelische Rechtssystem „eine Farce“ geworden sei, sie zieht nach Deutschland. Bei ihrem Kampf für die Sache der Palästinenser vergleicht sie das israelische Vorgehen in den besetzten Gebieten mit der Politik des Dritten Reichs. Die Situation im Gazastreifen gleiche „einem kolossalen Ghetto“. Die Politik Israels nennt sie „Apartheid der Gegenwart“, die zwangsläufig Antisemitismus auslöse.

Wegen dieser Vergleiche wollen die jüdischen Bundesverdienstkreuzträger Ralph Giordano und Arno Lustiger ihre eigenen Auszeichnungen zurückgeben, wenn es bei der Entscheidung für Langer bleibt. Auch Israels Regierung protestierte. Langer sagte am Freitag, die Kritik habe sie tief verletzt. „Ich glaube tief, dass ich auch etwas Gutes für das israelische Volk tue, nicht nur für die Palästinenser.“ Den Orden werde sie nicht zurückgeben. GORDON REPINSKI

Pro & Contra SEITE 11