kölns politische jugendorganisationen – teil 4 der taz-Serie, heute: die grüne jugend
: Der Nachwuchs beharrt auf eigenen Positionen

Eine 17-jährige Schülerin an der Spitze einer Jugendorganisation – damit hat die Grüne Jugend eindeutig die jüngste Spitze. Kathrin Henneberger ist Chefin des Jugendverbandes von Bündnis 90/Die Grünen in Köln, der erst vor zwei Jahren gegründet wurde. Die Arbeit macht ihr Spaß, ist für sie persönlich aber kein Karriere-Sprungbrett. „In die Berufspolitik zu gehen, kann ich mir heute nicht vorstellen. Da müsste ich mich wohl doch zu sehr anpassen und verändern“, sagt Kathrin Henneberger.

Trotzdem ist sie seit einem halben Jahr auch Mitglied bei der Mutterpartei. Aus politischer Überzeugung sei sie beigetreten, erklärt Henneberger, schließlich war sie auch schon bei der Umweltschutzorganisation Greenpeace aktiv. Vor allem in der Bildungspolitik findet sie, dass die Grünen ihren Ansichten am nächsten stehen. So befürwortet sie die Ganztagsschule.

Der Draht der Grünen Jugend zur Mutterpartei in Köln ist gut, schließlich sind die Grünen auch ein wenig stolz, dass der Nachwuchs jetzt in organisierter Form angelockt wird. „Wir haben aber oft eine andere Meinung und treten dem Vorstand auf die Füße“, sagt Henneberger. Das sei in Sachen Friedenspolitik so gewesen, und das sei nach wie vor beim Einsatz für einen noch schnelleren Atomausstieg so. „Da sind wir oft einfach radikaler und fordern mehr.“

Neben der Bildungspolitik als eher klassischem Feld der Jugendorganisationen betont Henneberger auch das Engagement gegen Rechtsradikale als wesentlichen Punkt. Dazu gehört für sie die Teilnahme an Demonstrationen, aber auch eine Kampagne zur Landtagswahl unter dem Motto „Unser Land bleibt tolerant“. Nach dem Urnengang in NRW am 22. Mai wird dieser Einsatz nicht vorbei sein. Im Herbst soll es in Köln ein „Rock gegen Rechts“-Konzert geben.

Letztlich geht es der Grünen Jugend aber darum, potenziell politisch Engagierten ein möglichst offenes Feld zu bieten. So fordert der Kölner Nachwuchs auf seiner Homepage dazu auf, eigene Konzepte für Aktionen einzubringen. Henneberger: „Bei Bedarf geben wir Tipps für die Organisation, wir helfen dabei, Leute zusammenzutrommeln und wir kümmern uns um die Finanzierung.“ Wenn sie ihren Mitschülern von ihrem ehrenamtlichen Engagement erzählt, wird Henneberger schon mal neugierig beäugt. „Für viele ist es ungewohnt, dass ich mich lieber über Politik als über Mode unterhalte.“ Gerade deshalb freut sie sich, wenn auf dem Schulhof dann doch die eine oder andere Frage zu ihrem Chefposten bei der Grünen Jugend kommt.

Was nun das Besondere an diesem Verein sei? „Wir akzeptieren jeden, wie er ist, und wir setzen uns für eine weltoffene Gesellschaft mit Demokratie und Menschenrechten ein.“ Und, das darf beim Nachwuchs der Grünen natürlich auf keinen Fall fehlen, für den Umweltschutz.FRANK ÜBERALL