Eine Ingeniörin hat’s schwörer

500 Frauen aus naturwissenschaftlichen und technischen Berufen werden zum Kongress „FiNuT“ in Bremen erwartet. Im Programm findet sich neben feministischer Wissenschaftskritik auch ein Workshop „Schlösser entsperren“

„Mathematikerin?“ Auf Martina Strubs Berufsbezeichnung reagieren viele Leute irritiert. „Die sind dann ganz erleichtert, wenn ich dazu erwähne, dass ich unterrichte, ’Ach so, du bist nur Lehrerin.’ heißt es dann“, erzählt die 33-jährige Doktorandin und Nachhilfelehrerin. Gemeinsam mit Bremer und Oldenburger Nachwuchswissenschaftlerinnen organisiert sie den Kongress „Frauen in Naturwissenschaft und Technik“ (FiNuT) am Himmelfahrtswochenende in Bremen. Im letzten Jahr war sie zum ersten Mal bei der Tagung, die seit 1977 regelmäßig im deutschsprachigen Raum stattfindet. „Wow, 500 Frauen aus meinem Bereich“, sei ihre erste Reaktion gewesen. „Das gibt einfach ein Gefühl von Stärke.“

Dabei hat ihr Fach mit einem Drittel Studentinnen noch einen relativ hohen Frauenanteil. In den Ingenieurswissenschaften sind es nach aktuellen Erhebungen des Bundeswissenschaftsministeriums nur ein Fünftel Frauen. Ganz trübe sieht es in der Elektrotechnik aus: Unter den Absolventen waren zuletzt nur 5,7 Prozent weiblichen Geschlechts.

Doch FiNuT will mehr, als den traditionellen „Männerfächern“ mehr Studentinnen zu besorgen. Es geht um die Karriere. „Man stößt immer wieder an Grenzen und kommt nicht vorwärts“, sagt Strub. Gerade an den Hochschulen sei der Aufstieg für Frauen schwierig. „Die alten Seilschaften funktionieren noch sehr gut.“ Ihre Beobachtung: Bewirbt sich eine hochqualifizierte Frau auf eine Professur, landet sie höchstwahrscheinlich auf der Berufungsliste – aber erst an zweiter oder dritter Stelle. Trotz anerkannter Qualifikation für den Job bekomme ihn in der Regel dann doch ein Mann.

Wie sich die Arbeitssituation für Frauen in der freien Wirtschaft verbessern kann, soll eine Studie der österreichischen Umwelttechnikerin Christine Wächter zeigen. Sie hat Ingenieurinnen in einem Betrieb der Automobilbranche befragt.

Das Tagungsprogramm ist ausgesprochen vielfältig: Gender Mainstreaming, Frauen- und Mädchenförderung, Feministische Naturwissenschaftskritik, ein Vortrag zu „User Interfaces, die was taugen“, sowie ein Workshop „Schlösser entsperren“. Ein Schwerpunkt des Kongresses unter dem Motto „Gezeitenwechsel“ ist die Frage, inwiefern eine Tagung nur für Frauen noch zeitgemäß ist.

eib

FiNuT: Vom 5. bis 8. Mai an der Hochschule Bremen. Anmeldung, Programm und Information: www.finut05.finut.net. Für Schülerinnen ist die Teilnahme kostenlos.