Krankenkassen werden teurer

KASSENZUSCHLÄGE Die bremischen Krankenkassen schwören, dass sie trotz zunehmender Arbeitslosigkeit keine Zuschläge auf die Kassenbeiträge erheben wollen – und werben mit Prämien verschiedenster Art

Mit dem „Gesundheitsfonds“ haben sich Anfang des Jahres die Krankenkassen-Beiträge für alle die, die vorher eine preiswertere Kasse gewählt hatten, erhöht – im kommenden Jahr drohen weitere monatliche „Zuschläge“. Das hat der Chef der DAK, Herbert Rebscher, mit Hinweis auf die steigende Zahl der Arbeitslosen erklärt – und damit ein Tabu durchbrochen: Vor der Bundestagswahl sollte Stillschweigen über dieses unpopuläre Thema herrschen. Wir fragten Bremer Krankenkassen, wie sie mit dem Geld auskommen.

Keineswegs kommen die erhöhten Einheitsbeiträge den Kassen zugute, die bis 2008 niedrigere Beitragssätze hatten, erläutert Holm Ay, Sprecher der HKK. Das Geld wird aus dem Gesundheitsfonds nach einem komplizierten Schlüssel verteilt, Abschlussrechnung ist erst Ende des Jahres. Dennoch hat sich die HKK jetzt schon auf eine „Prämie“ festgelegt – sie will jedem Mitglied für das Jahr 2009 pauschal 60 Euro zurückzahlen. Mit dieser Botschaft will die HKK bundesweit Mitglieder werben.

Die Ankündigung ist mehr ein Marketing-Mittel als Ergebnis einer genauen Prognose über das Ergebnis des Jahres 2009. Immerhin weiß man bei der HKK, dass man gut mit dem Geld auskommt. Für die größte Bremer Krankenkasse, die AOK, stehen Prämien nicht zur Debatte, aber immerhin kann ihr Sprecher versichern, dass es voraussichtlich keine Zusatzbeiträge geben wird. Das ist schon etwas – beim Konkurrenten Techniker-Krankenkasse aus Hamburg heißt es nur, dass derzeit keine seriöse Prognose möglich sei. Die bundesweit früher mit niedrigen Tarifen werbende Online-Kasse BIG geht davon aus, dass sie Überschüsse für eine Prämie haben wird, aber auf Zahlen will sie sich auch nicht festlegen.

Die beiden bremischen, aus Betriebskrankenkassen hervorgegangenen Kassen, BKK firmus und atlas BKK, wollen ohne Zuschläge auskommen. Sie gehen im Marketing einen anderen Weg als die HKK: Sie wollen nicht mit Prämien für alle locken, sondern mit dem „Hausärztemodell“: Wer sich auf die Betreuung durch seinen Hausarzt festlegt, bekommt die Praxisgebühr von der Krankenkasse erstattet. Die BIG hat ein anderes Modell: Wer vier Quartale lang an dem Hausarztmodell teilnimmt, bekommt von der BIG eine Gutschrift von 40 Euro – auch dann, wenn er keine Praxisgebühr bezahlt hat.

Die atlas BKK hat neben dem Hausärzte-Modell ein anderes Werbemittel: Wer an den Vorsorgeuntersuchungen teilnimmt, nicht übergewichtig ist und im Sportverein ist, kann einen Bonus bis zu 60 Euro bekommen. Im Jahr 2008 hat die atlas BKK so 80.810 Euro an gesundheitsbewusste Mitglieder ausgeschüttet.

Dass derzeit ein Mitarbeiter vor Gericht steht, der in den vergangenen Jahren rund 500.000 Euro in die eigene Kasse gewirtschaftet hat, bedeutet für die 30.000 Mitglieder der atlas BKK übrigens kein Zuschlags-Risiko: „Gegen so etwas ist man versichert“, sagt ein Vertreter der atlas BKK. KAWE