Fotos und Filme von den „Killing Fields“

Die Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn zeigt ab Sonntag die Ausstellung „Kambodschas Weg durch die Nacht“. Anlässlich des 30. Jahrestags der Invasion Kambodschas durch die Roten Khmer berichtet eine Zeitzeugin vom Terrorregime

Als am 17. April vor 30 Jahren die Truppen der Roten Khmer in die kambodschanische Hauptstadt Phnom Penh einmarschierten, glaubte die damals 18-jährige Tang Kim Sat, dass endlich Frieden und Wohlstand in ihrem Land einkehren würden. Stattdessen überlebte Tang Kim Sat nur durch Glück das Terrorregime der Roten Khmer unter ihrem Anführer Pol Pot. Am Sonntag wird sie im Bonner Haus der Friedrich-Ebert-Stiftung von ihren Erfahrungen berichten.

Die Roten Khmer ermordeten von April 1975 bis zum Januar 1979 etwa zwei Millionen Kambodschaner, das entspricht einem Fünftel der damaligen Bevölkerung. Anlässlich des 30. Jahrestages der Invasion hat die Friedrich-Ebert-Stiftung gemeinsam mit dem Documentation Center of Cambodia und dem Atelier Meereskatze Ausstellungen organisiert, um an „Kambodschas Weg durch die Nacht“ zu erinnern. Bei der Eröffnungsveranstaltung am Sonntag in Bonn werden Fotos und Filmaufnahmen gezeigt. In Podiumsdiskussionen, unter anderem mit dem Vize-Premier Kambodschas, Prinz Norodom Sirivudh, und Zeitzeugin Tang Kim Sat, werden Geschichte und Zukunft des Landes beleuchtet.

„Es ist wichtig, dass die Leute die Wahrheit erfahren. Je mehr Menschen von den Gräueltaten der Roten Khmer erfahren, desto eher kann etwas unternommen werden, damit die Täter endlich verurteilt werden“, erzählt die heute 47-Jährige. Ihr Ehemann wurde ermordet, sie selbst wurde verschleppt und vergewaltigt. „Danach wollten sie mich töten, denn die Roten Khmer behaupteten, Vergewaltigungen kämen nicht vor, und wenn doch, dann würden sowohl Täter als auch Opfer exekutiert werden. Also haben die Soldaten alle Frauen vergewaltigt, die ohnehin sterben sollten“, schildert Tang Kim Sat. Sie selbst konnte fliehen und musste sich drei Tage in einem Sumpf verstecken, bis sie sich ins Dorf ihrer Mutter flüchten konnte. Dort hat sie sich dann während der vierjährigen Herrschaft der Roten Khmer versteckt gehalten. Die Täter wurden nie verurteilt und leben teilweise unbehelligt in Kambodscha.

Auf die Frage, wie sie ihre Erfahrungen aufarbeitet, zögert die Frau. Sie habe erst nur Hass empfunden, wollte sich rächen. Vor zwei Jahren jedoch habe sie sich entschlossen, Nonne zu werden. Sie glaube an das buddhistische Kharma. Die Täter würden ohnehin nie in Frieden leben können, auch wenn sie von keinem Tribunal verurteilt würden. „Ich hasse die Roten Khmer nicht mehr, aber ich kann ihnen nicht vergeben“, erklärt Tang Kim Sat. HEIDE GENTNER

„Kambodschas Weg durch die Nacht“, vom 17. April bis 13. Mai im Bonner Haus der Friedrich-Ebert-Stiftung, Godesberger Allee 149, Mo bis Fr, 8.30 bis 18.30 Uhr, Eintritt frei. Zum Auftakt finden am Sonntag ab 10 Uhr mehrere Podiumsdiskussionen statt. Am Dienstag Abend gibt es einen Filme-Abend (18-21 Uhr) am selben Ort