Rauchende Omas schaden Enkeln

Nikotinlast: Frauen, die während ihrer Schwangerschaft rauchen, gefährden nicht nur die Gesundheit ihres Kindes. In der nächsten Generation erhöht sich das Asthmarisiko

BERLIN taz ■ Frauen, die während ihrer Schwangerschaft rauchen, schädigen nicht nur ihre Kinder, sondern auch ihre Enkel. Entgegen bisherigen Annahmen werden die durch Tabak ausgelösten Krankheiten generationsübergreifend weitergegeben. Das ist das Ergebnis einer umfangreichen Studie, die ein amerikanisches Forscherteam an der University of Southern California gemacht hat.

Die Forscher vermuten, dass durch das Rauchen die Erbanlagen beeinträchtigt werden, die an die Nachfahren weitergegeben werden. Sollte sich dieses Ergebnis durch weitere Studien bestätigen lassen, wäre es das erste Mal, dass eine durch Rauchen ausgelöste Schädigung der Erbanlagen wissenschaftlich nachgewiesen werden konnte.

In der von Frank Gilliland, Professor für Präventivmedizin, geleiteten und in der Fachzeitschrift Chest veröffentlichten Studie wurden die Angehörigen von rund 340 asthmakranken und 570 gesunden Kindern über das familiäre Rauchverhalten befragt. Die Forscher bestätigten, dass giftige Bestandteile des Tabakrauchs über den Mutterkuchen auf den Fötus einwirken: Das Risiko in den ersten fünf Lebensjahren an Asthma zu erkranken, ist bei Kindern von rauchenden Schwangeren um 60 Prozent erhöht. Das ist bekannt.

Vielmehr erstaunte die Wissenschaftler, dass auch rauchende Großmütter die Gesundheit ihrer Enkel schädigen. Hatten sowohl Mutter und Großmutter während ihrer Schwangerschaften der Nikotinsucht nicht widerstanden, war das Asthma-Risiko von Kind und Enkel fast 2,6-mal so hoch wie bei denen aus einer Nichtraucherfamilie. Selbst wenn nur die Oma, aber nicht die Mutter zum Glimmstängel griff, erkrankten die Enkel viel häufiger: Das Asthma-Risiko des Enkels war um den Faktor 1,8 erhöht. Dieser Effekt trat auch auf, wenn die Mutter selbst nicht unter Asthma litt.

Für Mediziner Gilliland ist damit klar, dass durch den Tabakrauch ein Erbfaktor geschädigt worden sein muss. Der kommt dann nicht unbedingt beim Kind zum Tragen, womöglich aber beim Enkel. Gilliland zieht allerdings auch in Betracht, dass nur veränderte Faktoren weitergegeben werden, die zwar nichts mit der eigentlichen Erbanlage zu tun haben, sie beeinflussen aber, ob Gene „an- oder abgeschaltet“ werden, die das Asthma auslösen oder nicht. WOLFGANG LÖHR