LESERINNENBRIEFE
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Kontrolle kostet Geld

■ betr.: „Neuland-Logo gibt es in Berlin nur noch gegen Extragebühr“, taz vom 21. 1. 12

Was würden wohl die taz oder andere Medien sagen, wenn sich herausstellt, dass Restaurant-Gäste teure Neuland-Gerichte kaufen, aber gar kein Neuland-Fleisch drin ist, sondern der Gastronom, ab und zu, wenn er Lust hat, Neuland-Fleisch zukauft. Die Empörung wäre zu Recht enorm, da es sich um Verbrauchertäuschung handeln würde. Umso erstaunlicher ist der Artikel in der taz, in dem Neuland vorgeworfen wird, eine Extragebühr für die Zeichennutzung zu verlangen. Welch eine Abzocke. Scheinbar vergisst der Autor, dass Kontrolle auch Geld kostet. Dabei ist Neuland mit 200 Euro Kontrollkosten im Jahr noch günstig. Biokontrolle ist unter 400 Euro nicht zu bekommen. Auch lassen wir den Vorwurf der mangelnden Fleischqualität ohne Recherche nicht gelten, das hätten wir dann gerne schon konkreter. JOCHEN DETTMER, Bundesgeschäftsführer Neuland e. V.

Nur Bildung hilft!

■ betr.: „Von Leberschäden bis zum Tod“, taz vom 23. 1. 12

Richtige Teilinformationen mit kostentreibenden, abwegigen Konsequenzen: Jeder der angesprochenen Packungen Schmerzmittel liegt die Gebrauchsinformation für den Anwender bei, darüber hinausgehende ärztliche Beratungen sind möglich, in Apotheken wird bei der Abgabe vielfach auf Höchstdosen hingewiesen. Die Schuld liegt weniger beim Anbieter, sondern vorwiegend beim Schmerz und anderen menschlichen Gebrechen. Denn Bequemlichkeit, Dummheit und zu selten beachtetes Analphabetentum sind durch verkleinerte Packungsgrößen nicht steuerbar, nur Bildung hilft! Das inzwischen geflügelte Wort „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie …“ könnte man etwa in einen Packungsaufdruck ummodellieren. Eine auf eins bis zehn abgesenkte Tablettenzahl pro Packung belastet die Umwelt. Die gleichseitig zitierte Klage aus der IKK-Studie über fehlende Aufklärung von Arzneimittelwirkungen ist ein völlig anderes, sehr schwieriges Thema. JÖRG WIEHMEYER, Regensburg

Antiquierte Variante

■ betr.: „Wir schützen Ehen“, taz vom 24. 1. 12

Dass man nicht angepöbelt und schräg angesehen werden will, kann ich gut verstehen, aber dass man Ehen vor Problemen schützen will, indem man Geschlechtertrennung betreibt, ist doch eher die antiquierte Variante, die auf gegenseitige Kontrolle setzt unter dem Deckmantel, sich gegenseitig zu schützen, und zeigt wenig Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. MANUELA KUNKEL, Stuttgart

Verquaste Idee

■ betr.: „Wir schützen Ehen“, taz vom 24. 1. 12

Viva l’apartheid! Das ist ja mal eine tolle Idee, die sich doch noch ausbauen ließe: Frauen dürfen im Bus nur noch hinten sitzen, in der Mitte gibt es einen blickdichten Vorhang, das schützt auch vor nervigem Handydauergequatsche, Geschlechtertrennung im Kino, Supermarkt und Flugzeug, denn, „seien wir doch mal ehrlich“, die Chance zum Ehebruch lauert überall. Ich bin echt dankbar dafür, dass mir geholfen wird, meine Triebe im Zaum zu halten – und meiner Frau traue ich sowieso nicht, denn die kann nie nein sagen!

In einer offenen und halbwegs demokratischen Gesellschaft darf jeder seine verquasten Ideen rausposaunen, und das ist ja grundsätzlich auch okay. Manchmal frage ich mich allerdings, wie blöd man eigentlich sein muss, als Mensch mit Migrationsgeschichte ausgerechnet denen Argumente zu liefern, die ein funktionierendes Miteinander in einer multikulturellen Gesellschaft für unmöglich halten. GÜNTER GALLANDI, Essen

Lukrative Kapitalanlage

■ betr.: „Solarwirtschaft favorisiert Monatszahlen“, taz vom 21. 1. 12

Wer gegen Freilandfotovoltaikanlagen ist, ist noch lange nicht gegen erneuerbare Energie und die Energiewende, wohl aber gegen die Trittbrettfahrer, die darin eine lukrative und langfristig gesicherte Kapitalanlage sehen und nur diese. Was einst an Förderung sinnvoll war, ist im Bereich der Fotovoltaik durch die rasante Entwicklung bereits ins Gegenteil verkehrt. Erneuerbare Energie wurde auch immer mit regionaler Wertschöpfung in Verbindung gebracht, die Praxis zeigt, jetzt fließt das Geld nicht mehr für die Primärenergie aus der Region, sondern durch die Solarförderung in viel größerem Maß nach China, wo zu niedrigen Löhnen auf modernsten Produktionsanlagen aus Deutschland und der Schweiz Module gefertigt werden. Jetzt wird auch noch die Solarförderung abgegriffen, und die Kommunalpolitiker fördern es. DELF SCHNAPPAUF, Homberg

Wohin geht die Reise?

■ betr.: „Jetzt hören Sie mal mit den Radieschen auf“, taz v. 21. 1. 12

Anstatt den Herrn Professor mit Radieschen-Provokationen zu nerven, hätte ich viel lieber noch ein paar Visionen gelesen, wo die Reise so hingehen wird, wie sich unsere Gesellschaft verändert. Und dass „die meisten taz-Leser“ beim Thema Nachhaltigkeit und Verzicht jenseits allen Verständnisses sind und an Höhlen im Wald denken – so sieht Peter Unfried „seine“ Leser? Da kenn ich aber andere. Trotzdem danke für das Interview. Herr Paech hat sich ja erfreulicherweise nicht irritieren lassen. BEATE NAGEL, Viersen