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: Der Motivator: Royston Maldoom

„I am very lucky. I can walk in and out. I am not bound in the educational system. I am free to function as an artist.“ So antwortet der derzeit weltweit angesagteste englische Tanzpädagoge Royston Maldoom auf die Frage einer Kölner Lehrerin, was man denn gegen das Gefühl tun könne, seiner Arbeit und den Erwartungen seiner Schüler nicht gewachsen zu sein. Nach der knapp zweieinhalb stündigen Vorlesung im voll besetzten Hörsaal der Sporthochschule ist diese an die eigene Alltagspraxis gebundene Frage mit Abstand die mutigste. Schließlich offenbart Maldooms Antwort die Erkenntnis, dass des einen Erfolgsrezept des anderen Scheitern bedeuten kann.

Seit dem Kinofilm „Rhythm is it!“ genießt der 62-Jährige eine ungeahnte Popularität. Der Film dokumentiert eindrucksvoll, wie Maldoom mit dem Dirigenten Simon Rattle, den Berliner Philharmonikern und 250 Berliner Kindern aus sozial schwachen Vierteln eine Choreographie zur Aufführung bringt, deren Erarbeitung die Jugendlichen über sich selbst hinauswachsen lässt.

Maldooms Vortrag über seine Arbeit lebt vor allem von den zwischendurch gezeigten Filmausschnitten, die das Ergebnis verschiedener von ihm geleiteter Tanzprojekte dokumentieren. So sind einzelne Zuschauer nach Bildern aus einem eigens zur Spendenakquise für seine Organisation „Dance United“ produzierten Film mit Straßenkindern in Peru zu Tränen gerührt.

Bemerkenswert ist, dass Maldoom gezielt sozial benachteiligte (wie Behinderte oder Alte) oder in einer belastenden Umwelt lebende Menschen (wie arbeitslose Sänger während des Bosnienkrieges oder junge Häftlinge in britischen Gefängnissen) das Tanzen lehrt. Ihre tänzerischen Erfahrungen bewirken zunächst eine veränderte Einstellung zu sich selbst und führen dann zu elementaren Veränderungen ihres Lebens. In Äthiopien hat er hunderte von verwahrlosten Straßenkindern innerhalb von 18 Tagen zu einem harmonischen Ensemble umfunktioniert. Nach sechs Monaten leiteten einige der begabtesten bereits eigene Tanzworkshops.

Bei Schulprojekten wie sie in Marl und Leverkusen geplant sind, fungiert Maldoom daher als Aushängeschild. Inhaltlich bildet er heute vor allem Multiplikatoren aus. MARIKA DRESSELHAUS

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