Tote vor Wahl in Togo

Regierungs- und Oppositionsanhänger bekämpfen einander vor dem Wahlgang am kommenden Sonntag

LOMÉ/BERLIN afp/taz ■ Der Wahlkampf in Togo gleitet in seiner Schlussphase in Gewalt ab. Sieben Menschen wurden getötet und über 150 verletzt, als am Samstag in der Hauptstadt Lomé Oppositions- und Regierungsanhänger aufeinander losgingen. Sechs der Toten gehörten zu Jugendmilizen der Regierungspartei RPT (Sammlung des togoischen Volkes), die Togo seit der Unabhängigkeit 1960 zusammen mit dem Militär beherrscht. RPT und Togos größte Oppositionspartei UFC (Union der Kräfte für den Wandel) machten sich gegenseitig verantwortlich. Der RPT-Jugendverband sagt, „Horden von jungen Leuten mit Stirnbändern der UFC“ hätten einen „friedlichen“ Wahlkonvoi der Regierungspartei angegriffen. Das von der UFC geführte Oppositionsbündnis erklärte, RPT-Aktivisten hätten eine Großversammlung der Opposition „provoziert und angegriffen“.

Zuvor hatten sich 40.000 Oppositionsanhänger in Lomé versammelt, um UFC-Exilführer Gilchrist Olympio zuzuhören, als dieser die heiße Wahlkampfphase einleitete. Die UFC und fünf mit ihr verbündete Parteien stellen zur Präsidentschaftswahl am kommenden Sonntag den UFC-Altpolitiker Bob Akitani auf. Die Wahl wurde durch den Tod von Togos langjährigem Gewaltherrscher Gnassingbé Eyadema am 5. Februar nötig. Dessen Sohn Faure Gnassingbé, bisher Bergbauminister, hatte danach die Macht ergriffen, war auf internationalen Druck hin drei Wochen später zurückgetreten und hofft jetzt, per Wahlsieg doch die Macht zu ergreifen. Faktisch verwaltet der RPT-Machtapparat Togo weiter, auch unter der Übergangsregierung, die die Wahlen organisiert. Die Opposition macht auf Transparenten aus dem Vornamen des Regierungskandidaten, Faure, die Parole „Fédération Assasins Unis Relayer Eyadema“ – Verband der Vereinigten Mörder zur Werbung für Eyadema.

Bereits letzte Woche demonstrierten Oppositionelle nahezu täglich für eine Wahlverschiebung. Sie kritisieren, dass die Wahl mit den alten Wahlregistern stattfindet und zahlreiche Bürger von der Stimmabgabe ausgeschlossen sind, weil sie keine Wahlkarten bekommen haben. Einen Wahlboykott plant die Opposition jedoch nicht. „Wir treten trotz der schwierigen Bedingungen an“, sagte UFC-Führer Olympio.

Gestern forderte der prominente Menschenrechtsanwalt und Oppositionsführer Yawovi Agboyibo die Entsendung von internationalen Friedenstruppen nach Togo vor dem Wahlgang, um weiteres Blutvergießen zu verhindern. Seit Sonntag ist es in Lomé wieder ruhig. Dafür kam es am Sonntag in der Stadt Atakpamé 160 Kilometer nördlich der Hauptstadt zu Zusammenstößen zwischen Regierungs- und Oppositionsanhängern. D.J.