Ungewisse Zukunftsmusik

KULTUR Heiner Buhlmann, Leiter des Jugendsinfonieorchesters Bremen, geht in Rente. Noch ist die Stelle nicht ausgeschrieben – nicht nur das Event „Musik und Licht am Hollersee“ steht auf dem Spiel

■ Das Jugendsinfonieorchester Bremen-Mitte gibt es seit 32 Jahren. Heute zählt es 80 Jugendliche zwischen 15 und 22 Jahren.

■ JSO-Konzerte finden in ganz Bremen statt. Konzertreisen in Länder wie Norwegen oder etwa die Türkei gehören zum jährlichen Programm. Im Herbst werden regelmäßig musizierende Jugendliche aus aller Welt nach Bremen zu einem Konzertprojekt „Internationales Jugendsinfonieorchester“ eingeladen. Das JSO gibt „Musik und Licht am Hollersee“.

■ Seit 1983 bereitet zudem die „Jugendsinfonietta“ als Aufbauorchester ganz junge Musiker auf die Arbeit im JSO vor.

Seit 32 Jahren leitet Professor Heiner Buhlmann das Jugendsinfonieorchester (JSO) Bremen-Mitte, seit 1987 ist er zudem Leiter der Musikschule. Sein letztes Konzert leitet er am 14. Juli, dann hat er Urlaub und geht danach in den Ruhestand.

Der Abschied von „seinem Haufen“ fällt Heiner Buhlmann schwer und die ungeklärte Frage eines Nachfolgers macht den Abschied noch schwerer. „Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir bereits im November 2011 eine Stellenausschreibung veröffentlicht“, sagt er. Einzelne Bewerber müssten sich dem Orchester als Dirigenten vorstellen, die musizierenden SchülerInnen sollen in den Entscheidungsprozess einbezogen werden – die Jugendlichen haben eine lange Tradition der Selbstorganisation und vor allem müssen sie Lust auf den neuen Dirigenten haben. Es gibt einen Orchestervorstand der Schüler – dieser Vorstand entscheidet zum Beispiel darüber, wer nach seinem Vorspiel in das Orchester neu aufgenommen wird. Der Leiter Buhlmann hat da nur eine Stimme unter anderen. Dieser Vorstand trägt große organisatorische Verantwortung bei den jährlichen Konzertreisen ins Ausland – einen autoritativen neuen Dirigenten würden sich die SchülerInnen nicht vorsetzen lassen, dazu sind sie viel zu engagiert. Und Buhlmann will einen Nachfolger, der seine Tradition fortsetzt, er hätte den gern über eine gewisse Zeit eingearbeitet. „Wenn wir im März diesen Jahres einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin gefunden hätten, könnte das in Ruhe passieren“, sagt Buhlmann. Auch die Kooperationspartner Bürgerparkverein, Theater und Glocke wollen begrüßt sein.

Findet man überhaupt eine Person, die Schulleiter spielen will und gleichzeitig eine Begeisterung für die musikpädagogische Arbeit hat? Wäre es nicht sinnvoll, beides zu trennen? Was passiert,wenn die Behörde einen Schulleiter sucht und der dann das Orchester nur als Belastung empfindet? Bei Buhlmann war es andersherum, er war erst jahrelang Dirigent und übernahm dann die Schulleitung.

Fragen über Fragen, die das Bewerbungsverfahren in die Länge ziehen könnten. Die Kulturbehörde sieht das nicht so – rein formal beginnt die Rente von Buhlmann am 1. 9., bis dahin habe man einen Nachfolger, sagt der Behördensprecher.

Am 16. 9. steht das Konzert „Musik und Licht am Hollersee“ an – will der Neue das überhaupt? Wer organisiert das auf welches Risiko hin? Völlig undenkbar scheint, dass am 1. 9. ein neuer Dirigent kommt und am 16. 9. mit einem öffentlichen Konzert mit den Jugendlichen an die Öffentlichkeit tritt. Buhlmann sieht sein Lebenswerk in Gefahr: „Ich habe das Orchester nicht 32 Jahre lang geleitet, um dann mit ansehen zu müssen, wie alles kaputt geht.“

Das Konzert-Event „Musik und Licht am Hollersee“ findet seit 1989 jedes Jahr statt – je nach Wetter sind es 20.000 oder 30.000 Zuschauer, die sich dort mit Klappstühlen und Picknickdecken vor dem Park-Hotel einfinden. Dieses Jahr aber geht zusammen mit Heiner Buhlmann auch der Direktor des Bürgerparks, Werner Damke, in den Ruhestand. Damit fallen gleich zwei Personen aus, die bisher die Organisation des Konzerts gesteuert haben. Und die die Finanzierungsprobleme immer gelöst haben. Werner Damke versichtert: „Der Bürgerparkverein unterstützt diese Veranstaltung definitiv, wir möchten, dass es auch nach der Ära Buhlmann weitergehen kann.“ Noch werden aber neue Sponsoren gesucht.  AnB

Sonntag 5. 2. 11 Uhr, Kinderkonzert „Die kleine Zauberflöte“ im Theater mit dem JSO und H. Buhlmann