Staub aufgewirbelt

Heute in Hannover, mit kurzem Fahrverbot

Das erste deutsche Feinstaub-Fahrverbot ist seit gestern das erste deutsche Ex-Feinstaub-Fahrverbot. Wegen dauerhafter Grenzwertüberschreitung – es geht um krebsverdächtigen Dieselruß – hatte Niedersachsens Umweltministerium vor Wochenfrist die Stadt Hannover – mittlerweile auf Rang 4 der verfeinstaubten Städte – „ermutigt“, den Bereich um die Messstation für Lkw zu sperren. Da wollte man wohl vorreiten: Für alle Autos galt Tempo 40 und allmorgendlich wurde die Straße nass gespritzt, was fachdeutsch als „Feinstaub-Feuchtreinigung“ bezeichnet wird.

Die Stadt Hannover hat nun die „Maßnahmen“ – von Tempo 40 abgesehen – wieder aufgehoben. Begründung: Auf der Umleitung entstünden jetzt zweieinhalb mal so viele Schadstoffe wie zuvor, was die Stadt „für falsch hält“, so ein Stadtsprecher. Die Ministeriumssprecherin findet das „bedauerlich“: Ein so kurzer Versuchszeitraum lasse keine fundierten Erkenntnisse zu, was solche „Maßnahmen“ bringen. Freitag wollen sich Stadt und Ministerium auf „hoher Ebene“ treffen. Ob die Ministerialen bis ins Rathaus den Dienst-Diesel nehmen oder aber die 500 Meter zu Fuß gehen, ist unklar.

Jedenfalls will sich Berlin davon etwas abgucken: Nächste Woche soll dort jene Straße ganztägig für den Lkw-Verkehr gesperrt werden, an der die imageschädigende Messstation schon 41 Drecktage registrierte. „Voraussichtlich“, hieß es gestern. Wahrscheinlich will der Berliner Senat erst den Friedensschluss der „Ökostadt Hannover“ (www.oekostadt.de) abwarten.

Wetter, Wahl, Wissenschaft – Fakt ist, dass die nächsten Wochen kräftig stauben werden. Gestern etwa wahlkämpften die NRW-Grünen unter der Überschrift „Feinstaub – eine kollektive Hysterie?“. Kernaussage: Kurzfristig klare Entscheidungen über Filter-Förderungen würden die automobile Konjunktur wieder in die Offensive bringen. Um bei der ganzen Wirbelei nicht den Überblick zu verlieren, wird die taz an dieser Stelle mitwirbeln – in gesundheitsverträglichem Maß. RENI