LESERINNENBRIEFE
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Besser hören mit linkem Ohr

■ betr.: „Überwachung für alle!“, taz vom 27. 1. 12

Vielen Dank für euren Antrag auf Überwachung. Auch ich halte es für einen Skandal, bisher derart ignoriert zu werden. Leider gab es für mich in eurem Vordruck keine 100-prozentig passende Ankreuzmöglichkeit. Deshalb habe ich mir erlaubt, folgende Spezifizierung vorzunehmen: „Ich war Rechtsaußen bei Alemannia Aachen (1970/Junioren) musste aber immer nach links flanken!“ Sollte eure Aktion weiterlaufen, dann empfehle ich weitere Ankreuzmöglichkeiten: Ich höre mit dem linken Ohr besser als mit dem rechten. Wohne links vom Bach, wenn man von rechts kommt.

HELMUT MALMES, Stolberg-Schevenhütte

Kreativ mit Witz und Humor

■ betr.: „Überwachung für alle“, taz vom 27. 1. 12

Bei der Freitags-taz ist euch wieder etwas ganz Besonderes gelungen. Mit der Titelseite und Seite 13 habt ihr wieder mal das geschafft, was euch ausmacht. Trotz wichtiger und zum Teil übler Wahrheiten habt ihr es geschafft, mich herzhaft und ausdauernd zum Lachen zu bringen. So stelle ich mir meine Zeitung in Krisen- und Skandalzeiten vor, kompetent, aufklärend, kreativ, mit Witz und Humor. Es ist eine Freude, mit euch gemeinsam des Weges zu gehen.

WOLFGANG WEDEL, Nürnberg

Gefährlich aus drei Gründen

■ betr.: „Überwachung für alle!“, taz vom 27. 1. 12

Zufällig bin ich auf Ihre Freitag-Ausgabe gestoßen und habe darin den Antrag auf Beobachtung durch den Verfassungsschutz gefunden. Selbstverständlich habe ich sofort einen solchen Antrag gestellt. Es sind mehrere Gründe, die mich so gefährlich machen: 1. Ich putze immer die Zähne auf der linken Seite zuerst. 2. Ich wohne im vierten Obergeschoss rechts. Das ist bekanntlich da, wo der Daumen links ist. 3. Ich habe in vielen schwachen Stunden einen Roman verzapft (und veröffentlichen lassen), in welchem ein Rechtsanwalt (!) aus den alten Bundesländern (!!) eines unnatürlichen Todes stirbt (!!!).

MARLIS GREIL, Strausberg

Aufregung nicht nachvollziehbar

■ betr.: „Überwachung für alle!“, taz vom 27. 1. 12

Die Aufregung über die Beobachtung der Linken-Liste durch den Verfassungsschutz kann ich nicht nachvollziehen. Erst jetzt nach über 60 Jahren erfahren wir offiziell, wie die Seilschaften der Nazis im Bundesnachrichtendienst, dem Auswärtigen Amt usw. stramm vertreten waren. Deshalb auch war der BRD-Staatsapparat unübersehbar auf dem rechten Auge blind und ist es zum großen Teil noch heute. Sollen nun meine Enkel erst in 40 Jahren erfahren, dass die alten SED-Seilschaften wie unschuldige Lämmer nach der Wiedervereinigung auftraten und sich in politische und sonstige sensible Ämter schlichen? In den neuen Bundesländern werden immer wieder Versetzungen von Richtern gefordert, die heute über Stasiopfer entscheiden, die beispielsweise vor 1989 Menschen wegen eines Fluchtversuches verurteilten. Die Einäugigkeit und mangelnde parlamentarische Kontrolle des Verfassungsschutzes ist es, womit ich hadere.

Die Observierungen, Telefonabhörung usw. sind mir aus den 80er Jahren geläufig, da die Grünen noch neu waren und man gegen Wyhl und andere Projekte sich und seine Meinung nicht versteckte. BERTHOLD NOESKE, Freiburg

„Verfassungsschutz“ überwachen

■ betr.: „Überwachung für alle!“, taz vom 27. 1. 12

Liebe 27 Linke und vielleicht auch Grüne überwachte Bundestagsabgeordnete! Stellen Sie doch einfach einen Antrag auf Überwachung des „Verfassungsschutzes“! Oder überlegen Sie, ob Ihre Parteien ein eigenes „Verfassungsschutzorgan“ einrichten wollen. Somit könnten Ihre Spionageeinheiten gewisse andere Parteien auf deren verfassungsgemäße Gesinnung hin bespitzeln. Denn es waren schon Kanzler (Kiesinger) und Innenminister (Filbinger) in Amt und Würden, die Mitglied in der NSDAP waren. Nicht zu vergessen ist u. a. ein Ministerpräsident (Koch), der schlimmsten Wahlkampf auf Kosten von Migranten machte.

Außerdem sollte mal geprüft werden, welche Kreise 1933 dem Ermächtigungsgesetz für Hitlers Machtergreifung zugestimmt hatten. GEBHARD MACK-REISER, Burladingen

Frechheit: Geschichte verpetzt

■ betr.: „Das weiße Haus wird brennen“, taz vom 28. 1. 12

Bestimmt ist der Verfasser der Buchbesprechung des neuen Stephen-King-Romans wie ich der Meinung, dass man den steinreichen Amerikaner nicht noch reicher machen soll. Deshalb hat er seiner Buchbesprechung von „Der Anschlag“ gleich eine vollständige Inhaltsangabe des Romans beigefügt. Sogar die Schlussszene wird verraten. Danke. Bravo! Niemand braucht jetzt noch das Werk zu lesen. Nebenbei haben alle, die das neue King-Buch trotzdem lesen möchten, jetzt noch mehr Zeit, sich dem Kulturteil der taz zu widmen.

Wann versteht die Kulturredaktion endlich, dass es eine Unverschämtheit gegenüber dem Leser/Filmfreund ist, wenn ganze Handlungsstränge von Geschichten verpetzt werden?

MICHAEL RAAB, Contwig