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Vorstandsvorsitzender Mathias Döpfner deutet überdeutlich Springers Einstieg ins Fernsehgeschäft an

„Sobald wir einen Anlass oder eine kapitalmarktrechtliche Verpflichtung zur Information haben, tun wir dies selbstverständlich“. Was Springer-Vorstandsvorsitzender Mathias Döpfner gestern den Aktionären auf der Hauptversammlung in Aussicht stellte, war natürlich die Übernahme der Sendergruppe ProSiebenSat.1. Deutlicher wurde Döpfner in Sachen größte Übernahme im deutschen Medienmarkt aber nicht. Und um das Futur seines kernigen Satzes noch in ein Konditional umzuwandeln, betonte er, dass „der Aufbau eines weiten Standbeines im deutschen TV-Geschäft“ nur einer von zwei „Wegen des Wachstums“ für Springer sei.

Doch auf diesem Weg, der für Springer in den Olymp der größten europäischen Medienkonzerne führt, liegen spätestens seit dieser Woche kaum noch Steine – schließlich gilt es als ausgemacht, dass die Hauptaktionäre der ProSiebenSat.1 Media AG um US-Milliardär Haim Saban grundsätzlich dem vorzeitigen Ausstieg aus dem Übernahmevertrag für die TV-Kette zugestimmt haben und Springer an ihrer Stelle einsteigen wird. Die Saban-Holding teilte zwar mit, man stehe in keinerlei Verkaufsverhandlungen. Doch diese Aussage dürfte ein genauso baldiges Verfallsdatum wie Döpfners Bescheid haben, dass es keine „Neubewertungen oder gar Entscheidungen“ bei der künftigen Wachstumsstrategie gäbe.

Was es aber gab, war ein Regen schöner Zahlen auf die Aktionärshäupter: Beim operativen Ergebnis vermeldete Springer mit 335,8 Millionen Euro (Vorjahr: 215,4 Mio. Euro) erneut einen Rekordwert. Bereinigt um eine Sonderzahlung nach einem Vergleich mit dem insolventen Medienunternehmen Kirch ergab sich ein Wert von 243,2 Millionen Euro. Unter dem Strich blieb ein Überschuss von 147,5 Millionen Euro. Den Aktionären unterbreitete man daraufhin das Angebot einer Dividende von 1,20 Euro sowie einer einmaligen Sonderzahlung in Höhe von 0,25 Euro wegen des Kirch-Erlöses, das diese dankend annahmen.

Ansonsten gab man sich dynamisch demografisch nach oben und unten. Auf die Lesergruppe der Älteren wollte man sich einlassen, mehrere Entwicklungsredaktionen würden gleichzeitig an mehreren Konzepten arbeiten. Wann und womit man dann auf den Markt käme, würde in den nächsten Monaten entschieden. Und auch die Jüngeren hat man von der Axel-Springer-Straße aus ins Visier genommen: Eine Tageszeitung speziell für Kinder werde derzeit geprüft. Das war’s dann auch schon an halbwegs harten Fakten. Doch Aktionären und Springers war das egal, die Zahlen stimmten und die Stimmung stimmte. Und außerdem war man ja gerade Papst geworden. HPI