Die kleine Wortkunde

Was bedeutet es, wenn die Erbin des bröckelnden Schlecker-Imperiums sagt: „Es ist nichts mehr da“? Wird Meike Schlecker im nächsten Winter ihre Stiefel von diesem auftragen müssen? Kann Anton Schlecker sich nur noch billiges Aftershave leisten? Auch wenn Frau Schlecker wohl nur nach einem knalligeren Wort für die ungleich schnödere Vokabel „Privatinsolvenz“ gesucht hat, hat sie sich definitionstechnisch auf dünnes Eis gewagt. „Absolutes Nichtsein“ erklären die Leute von der Duden-Redaktion mühsam das Nichts mit dem Nichts.

Fleißige Philosophiestudenten lernen zeitig im Studium: Mit dem Nichts ist das so eine Sache. Von Hegel bis Heidegger hat jeder Denker seinen Senf zu der stets und ewig existenten Frage nach der Nicht-Existenz dazugegeben. Und schon die Vorsokratiker wussten: Mit dem Nichts kann man sich nicht mal eben einfach so beschäftigen – denn sobald man es tut, ist es ja nicht mehr Nichts.

Nun wird Meike Schlecker dieser Tage wohl kaum ein offenes Ohr für dahergelaufene Vorsokratiker haben. Auch muss sie sich wohl oder übel mit dem Nichts beschäftigen, denn es wartet in Gestalt von 32.000 Mitarbeitern und einem angeblich immer noch funktionierenden Auslandsgeschäft auf die nächste Gehaltszahlung respektive Marketingstrategie. Zudem läuft das Verkaufsgeschäft normal weiter, mit den wichtigsten Zulieferern hat man sich geeinigt. Bliebe also, zum Glück für alle Philosophiestudenten, auch weiterhin die Frage: Was ist Nichts? ANNA KLÖPPER