HAMBURGER SZENE VON FREDERIK SCHÄFER
: Kontaktstudium für Ältere

In der letzten Reihe sitzend, wandert der Blick über die Köpfe der im Hörsaal Anwesenden. Weit über die Hälfte der Häupter sind mit grauem Haar oder gar nicht mehr bedeckt. Im Rahmen des sogenannten „Kontaktstudiums für ältere Erwachsene“ bevölkern Woche für Woche betagtere Menschen die Universität.

Problematisch wird es manchmal, wenn der Vorlesungssaal durch die Vielzahl an KontaktstudentInnen, die zum Großteil bereits eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn vor Ort sind, so voll ist, dass die jungen NachwuchsakademikerInnen keine Sitzplätze mehr finden – aber generell können wir uns auch gut mit einem Platz auf der Treppe anfreunden.

Kritisch wird es, wenn bedenkliche politische Ansichten geäußert werden, wie zuletzt in der Vorlesung zur Geschichte Namibias geschehen. „Ohne uns wären die Schwarzen noch genauso unzivilisiert wie vor 200 Jahren“, sagt ein älterer Mann im Zusammenhang mit dem deutschen Genozid Anfang des letzten Jahrhunderts. Hier zeigt sich die Courage der StudentInnen, die laut protestieren, genau wie die des Professors, der Ausdrücke wie „uns“, „Zivilisation“ und die rassistische Farbenlehre in 30 Sekunden dekonstruiert. Nachdem auch noch klargemacht wird, dass Ethnien keine festen Gegebenheiten sind, verlässt der ergraute Herr entrüstet den Saal. So macht Uni Spaß!