Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Die Servicedurchsage: Gehen Sie heute Abend nicht übers Kottbusser Tor, um dort vielleicht noch eine Restkarte für das Abschiedskonzert der Mediengruppe Telekommander zu finden. Es gibt nämlich keine mehr. Das Konzert ist ausverkauft. Gehen Sie heute stattdessen doch direkt in den Schokoladen, wo es gleichfalls laut werden kann und heftig, mit verzwirbelten Rhythmen und einer Energie, die man als ein musikalisches Action-Painting hören kann, wobei die beiden Bands schon mit einer Formstrenge und dem analytischen Interesse von Strukturalisten an die Arbeit gehen, mit der unerschütterlichen Contenance von Math-Rock. So ist das bei den Obstacles, und so ist das gleich noch einmal, etwas anders sortiert, bei Town Portal. Ein dänisches Instrumentalrock-Doppel im Schokoladen. Und um gleich beim Abseitigen zu bleiben (abseitig jetzt mal verstanden im Sinne von Pop-Peripherie, in der man Dänemark doch verorten darf), geht man am Samstag halt in den Magnet Club, wo mit Human Tetris zu hören ist, dass man auch in Moskau die achtziger Jahre zu schätzen weiß und den düsteren Postpunk-Sound mit dem euphorischen Schrammeln und Joy Division in seinem klammen Herz oder vielleicht hier doch eher Ultravox. Jetzt aber müssen unbedingt die Protestbanner ausgepackt sein, weil bei dem gerade begonnenen „Kulturjahr Chinas in Deutschland 2012“ – einer Werbeveranstaltung für China, von China gemacht – tatsächlich doch keine für China unbequemen Künstler dazu geladen wurden, was man bereits allerorten bemerkt hat. Dass im Rahmen des Jahres am Donnerstag das Haya Ensemble seinen Auftritt in der Französischen Friedrichstadtkirche hat, soll dennoch, natürlich mit allen Gewissensbissen, vermerkt sein, weil das mit Pferdekopfgeigen und Obertongesang eben mongolische Musik macht. Und mongolische Musik ist tolle Musik.

■ Obstacles, Town Portal: Schokoladen, Fr, 19 Uhr

■ Human Tetris: Magnet, Sa, 22 Uhr. 10 €

■ Haya Ensemble: Franz. Friedrichstadtkirche, Do, 20 Uhr. 10 €