„mairisch“ hört hin in Hamburg

Eigentlich sollte Daniel Beskos für seinen Abschluss lernen. Doch lieber pflegt der Student Pressekontakte, bespricht via E-mail mit den anderen beiden Verlagsinhabern Lektorat und Layout für anstehende Veröffentlichungen und ist abends mit seinen aktuellen AutorInnen auf den Lesebühnen Hamburgs unterwegs.

Als SchülerInnen rutschten Beskos, Peter Reichenbach und Blanka Stolz aus dem hessischen Rodgau in die Social Beat- und Slam Poetry-Szene, tourten als „Reisausz Kollektief“ dichtend durch Deutschland und nutzten die daraus entstandenen Kontakte, um an den Heimat-, Studien- und den Orten dazwischen Lesungen mit ihren Szene-HeldInnen zu veranstalten.

Von den Erfahrungen, aus dem Dorf in die Stadt zu wollen, sich dann aber zwischen den Orten am wohlsten zu fühlen, und darüber, wie schwierig es ist, Worte für all die Orte zu finden, hat das mairisch-Trio ein Hörspiel gemacht. „W-Ort“ stand 2001 in der Endrunde des Berliner Plopp, dem wichtigsten Wettbewerb der freien Hörspielszene, gewann den 1. Leipziger Hörspielsommer-Nachwuchspreis 2003 und wurde von zahlreichen öffentlichen und freien Sendern ausgestrahlt.

Bereits 1999 hatten die drei mairisch – hessisch für „Unkraut“ – gegründet. Damalige Auflagenhöhe: um 200 Stück pro Buch. Was „W-Ort“ einspielte, stellte das Startkapital für den „richtigen“ Verlag dar. Die beiden kürzlich veröffentlichten Bücher, Roberta Schneiders „Ja.Pa-nisch!“ und Finn-Ole Heinrichs „die taschen voll wasser“, sind die ersten mit ISBN-Nummer.

Beskos sieht eine Notwendigkeit in der Verlagsgründung, „weil große Verlage fusionieren und alles auffressen.“ Weil bei mairisch der Spaß im Vordergrund steht, findet er es nicht schlimm, kein Büro zu haben.

Jetzt, wo es ernster wird mit der Verlagsarbeit, wollen Beskos und Co. die freie Hörspielszene voran bringen – und möglichst auch, damit den Lebensunterhalt verdienen: „Es gibt zwar einen riesigen Hörbuchmarkt, aber so gut wie keinen Hörspielmarkt“, sagt Beskos. Zwei Hörspiele haben sie bereits mit dem Autor Claes Neuefeind produziert, dessen neuestes Stück „niemandslanderben“ im März den Hörspiel-Nachwuchspreis der Leipziger Buchmesse absahnte. Kerstin Fritzsche