piwik no script img

Bunkern gegen das Ende

Wie der prophezeite Weltuntergang die Menschen unter die Erde treibt

Eine Hand voll Menschen, hundert Kilo Weizen, tausend Liter Wasser und vielleicht eine Kuh sind in einem Bunker sicher. Er soll Schutz vor radioaktiver Strahlung, Wassermassen, Stürmen, unbekannten Wesen und Bomben geben. Mehrere Jahre unter der Erde überleben, kochen und heizen, das ist der Traum jedes Bunkerbauers.

Das Forum 2012 und zahlreiche Blogs füllen sich mit Einträgen von Überlebenskünstlern, die sich ernsthafte Gedanken über selbstgebaute Bunker in Deutschland machen. Sie glauben fest an den Weltuntergang, sei es durch den endenden Mayakalender 2012, den dritten Weltkrieg oder die Invasion von Außerirdischen. Die Devise: Es gibt für alles eine Lösung. Ihr Schicksal nehmen sie in die Hände. Sie bauen. Obwohl all ihre Theorien und Ratschläge überall im Internet rumschwirren, sind persönliche Gespräche über ihre Projekte kaum möglich. Das Misstrauen gegenüber „Ungläubigen“ ist groß.

Die Überlebenskünstler wollen trotzdem nicht alleine im Bunker sitzen. Eine Bunkergruppe muss her. Auf Internetseiten wie bunkerbau.24ws.cc werden verschiedene Gruppen vorgestellt. Ihre Gästelisten wirken schroff: Von den Liebsten ist kaum die Rede. Sie sprechen über Konstellationen von Vegetariern, Geldgebern und Kämpfern. Skeptiker haben keine Chance, auch wenn sie am Tag der Apokalypse flehend an die Bunkertür trommeln sollten.

Mit ausreichend Geld, Gleichgesinnten und genügend unbeachtetem Ackerland klopft man zum Beispiel bei der Firma Bunkerbau Bestensee an und bestellt sich den Schutzraum SR-B3/50 mit erhöhter Sicherheitsstufe für rund 75.000 Euro. Schon kann das Projekt „Wir überleben die Apokalypse“ starten.

Falls aber alles beim Alten bleibt: Die Überlebenskünstler haben richtig gut vorgesorgt. Sie treffen sich regelmäßig zum Bauen des Bunkers, zum Sport und Bogenschießen und zum Hamstern. Ihr Hobby bleibt ihnen jedenfalls sicher. ANNA MARIA GRAEFE

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen