Ein bisschen Frieden

TAGESSCHAU In Erfurt sitzen fröhliche ARD-IntendantInnen beieinander. Den Konflikt mit den Verlegern werde man bald lösen. Die sind noch nicht ganz so optimistisch

AUS ERFURT STEFFEN GRIMBERG

Natürlich kann man den Dauerstreit von Öffentlich-Rechtlichen und Verlagen über die jeweilige Flughöhe im Internet auch so sehen: Da es ohnehin um einen alten Zopf geht, kann man auch Zugeständnisse machen.

In der ARD sind sich die IntendantInnen jedenfalls einig. Die Kuh muss vom Eis. „Wir ziehen an einem Strang und sind uns in der Zielsetzung völlig einig“, sagt also ARD-Vorsitzende und WDR-Intendantin Monika Piel nach der ARD-Konferenz in Erfurt. Dass man den Verlegern zu weit entgegenkomme, sei nicht wirklich der Fall. Schließlich gebe es eine „Art Verantwortungsgesellschaft, bei der auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk dafür sorgen will, dass unsere sehr vielfältige Presse erhalten bleibt“. Meinungsverschiedenheiten unterwegs seien keine große Sachen: „Es gibt immer viele Menschen, die Ängste haben, wenn sich etwas ändert“, so Piel zu der Kritik der Redakteursvertretungen der öffentlich-rechtlichen Sender (Agra), die die Zukunft von ARD und ZDF gefährdet sehen.

Zeitnah, aber nebulös

Den Vorwurf, nicht die Gremien und auch längst nicht alle IntendantInnen in den Prozess eingebunden zu haben, lässt der Senderverbund nicht auf sich sitzen. „Solche Papiere sind immer Kompromisse von beiden Seiten“, sagt Piel, und verweist noch einmal darauf, dass es hier in erster Linie darum geht, eine „medienpolitische Entscheidung zu treffen“. Das sei „klar die Kompetenz der Intendanten“ bzw. der von der ARD mit ihr, Ulrich Wilhelm (BR) und Lutz Marmor (NDR) besetzten Verhandlungsgruppe. Bei den Verlegern könne ja auch „nicht jedes Mitglied, dass im Verlegerband BDZV organisiert ist, teilnehmen“.

Was nun im Einigungspapier, das weiterhin „zeitnah“ verabschiedet werden soll, drinsteht, bleibt nebulös. Es gehe, betonen beide Seiten, um eine Art weitgefasste Absichtserklärung. Der Streit um die „Tagesschau“-App der ARD, gegen die acht Großverlage einen Prozess angestrengt haben, stehe dabei gar nicht im Vordergrund, sagt Piel. Um eine Abschaffung der kostenlosen App gehe es schon gar nicht. Und selbstverständlich würden die Gremien informiert, wenn die Einigung da sei. „Jetzt geht es noch um einzelne Punkte, die wir mit den Verlegern klären wollen.“

Im Verlegerlager hieß es gestern, natürlich brauche man eine allgemeine Verabredung und freue sich, dass sich die ARD in die richtige Richtung bewege. Allerdings ist damit weniger das klassische Internet gemeint, in dem mediale Angebote fast aller Beteiligter ohnehin weitestgehend kostenlos sind. „Uns geht es um die Apps, weil es hier ein brauchbares Bezahlmodell gibt.“

Humorlos nimmt die ARD das Gezerre immerhin nicht. Gestern saßen erstmals gut gelaunt die nunmehr drei Intendantinnen der ARD nebeneinander auf einem Podium. Die Einigung mit den Verlegern, war am Rande zu hören, werde bald perfekt sein – spätestens zu Karneval.