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: Drei für Portugal

Es ist keineswegs so, dass ich Fußballstatistiken generell bescheuert fände oder ihnen keine Aussagekraft zubilligen würde. Aber die leidenschaftliche Beschäftigung mit Zahlen und Daten um der Sache willen, verbunden mit der Dokumentation des Ganzen in selbst erstellten Tabellen und ähnlicher Schnickschnack, das schien mir bisher vorwiegend Jungssache und ganz sicher nichts für mich zu sein. Diese Woche jedoch hat mich eines Besseren belehrt und mir den Weg in die Geheimlehre der Zahlenspiele gewiesen.

Der Reihe nach: Als Bayern München am Dienstagabend gegen den FC Chelsea 0:1 in Rückstand geriet und Kommentator Jörg Wontorra ausrief: „Noch drei Tore für Bayern!“, schüttelte ich nur leise lächelnd den Kopf und lehnte mich im Sofa zurück. Ich meine, es war möglich, aber war es wahrscheinlich? Nun ja, Bayern machte drei Tore, aber Chelsea traf in München auch noch zweimal, macht ebenfalls drei und damit das Halbfinale für den portugiesischen Bad Boy Mourinho und seine Jungs. Ich war nicht überrascht.

Am Donnerstagabend dann saß ich wieder vor dem Fernseher: Uefa-Cup-Viertelfinale Sporting Portugal gegen Newcastle United, die das Hinspiel 1:0 gewonnen hatten und dann auch noch völlig unverdient in Führung gingen. „Noch drei Tore für Sporting!“ Wie gesagt – möglich, aber unwahrscheinlich, zumal der Eurosport-Kommentator feststellte, dass es die kleinen Portugiesen gegen die großen Engländer nicht mit hohen Bällen versuchen sollten, das hätte keinen Sinn. Sie wussten jedoch das Schicksal auf ihrer Seite, machten zwei Kopfballtore und noch ein drittes mit dem Fuß, der Mann neben mir auf dem Sofa murmelte erbost etwas über „schauspielernde Zwergportugiesen“ und Sporting war im Halbfinale. Ich wurde misstrauisch. Man könnte natürlich einfach sagen, dass Newcastle eben nicht Chelsea ist und Bayern nicht Sporting, aber ich begann zu ahnen, dass mehr dahinter steckt.

Erinnern Sie sich an die EM 2000? Das Gruppenspiel der Portugiesen gegen die Engländer, die legen schnell zwei Tore vor, Portugal braucht noch drei Treffer – und macht sie. Das letzte Gruppenspiel der Deutschen gegen Portugal. Die Portugiesen gehen 1:0 in Führung, der ZDF-Kommentator ruft: „Ein Weiterkommen ist möglich! Noch drei Tore für Deutschland!“ Ich muss ihnen nicht sagen, wer am Ende die drei Tore geschossen hatte.

Mourinho, Sporting, die portugiesische Nationalmannschaft – ich denke, ich bin hier einer Sache auf der Spur, die über statistische Zusammenhänge weit hinausgeht: In der Mitte der portugiesischen Flagge sind fünf kleine Wappen abgebildet, die sich in zwei Dreierreihen überkreuzen, drumherum sieben weitere geheimnisvolle Symbole, sieben plus fünf ergibt zwölf. Die Quersumme von zwölf ist – drei. Auf Satellitenbildern ist die portugiesische Küstenlinie als stilisierte Drei erkennbar. Muss ich noch mehr sagen? Dan Brown, bitte übernehmen Sie! Nicole Selmer