Peking und Tokio versprechen Besserung

Das Treffen zwischen Japans Premierminister Koizumi und Chinas Präsident Hu endet jedoch ohne konkrete Ergebnisse

TOKIO taz ■ Der japanische Premierminister Junichiro Koizumi und der chinesische Präsident Hu Jintao haben am Samstag während knapp einer Stunde über die schwer belasteten Beziehungen zwischen beiden Ländern gesprochen. China hatte dem Gespräch am Rande des Asien-Afrika-Gipfels in der indonesischen Hauptstadt Jakarta erst nach einigem Zögern zugestimmt. Von der eisigen Atmosphäre zeugten die Fernsehbilder: Präsident Hu schüttelte die Hand Koizumis starren Blickes, und Koizumi gab sich so zurückhaltend, als würde der Nordkoreas Führer Kim Jong Il grüßen.

Nach dem Treffen sagte Hu, er wünsche sich bessere Beziehungen zu Japan. Bedingung sei allerdings, dass sich Japan kritischer mit seiner Kriegsvergangenheit auseinander setze. „Die Reue, die für den aggressiven Krieg geäußert wurde“, so Hu vor den Medien, „muss in Taten umgesetzt werden.“

In einer Rede auf dem Asien-Afrika-Gipfel hatte sich Koizumi letzten Freitag vor Repräsentanten aus rund 100 Ländern für das Leid entschuldigt, dass sein Land durch Kolonialherrschaft und Aggression verursacht hat. Der chinesische Staatschef forderte Japan während des Gesprächs auf, die Unabhängigkeitsbewegung in Taiwan nicht zu unterstützen. Würden sich die Beziehungen zwischen der Volksrepublik und Japan weiter verschlechtern, schade dies beiden Ländern, warnte Hu.

Der japanische Regierungschef, der nach dem Treffen mit dem chinesischen Präsidenten optimistischer wirkte als dieser, sprach in einer separaten Pressekonferenz von einem „offenen Meinungsaustausch“. Seine umstrittenen Besuche im Yasukuni-Schrein in Tokio, wo auch hochrangige Kriegsverbrecher verehrt werden, habe er selbst aufs Tapet gebracht. Doch habe Chinas Präsident die Vorwürfe „nicht in jedem Punkt“ diskutieren wollen. Auf die Frage von Journalisten, ob er auf die Pilgergänge zukünftig verzichten werde, so wie von China mehrfach gefordert, sagte Koizumi lediglich: „Ich werde eine angemessene Entscheidung treffen.“

Der japanische Regierungschef verlangte seinerseits von China „angemessene Maßnahmen“ zugunsten japanischer Einrichtungen und Unternehmen, die bei Protesten in China beschädigt wurden. Offenbar drängte Koizumi aber nicht explizit auf eine Entschuldigung und Kompensationszahlungen. Bei anderen Streitfragen wie Territorialansprüche und die Erschließung von Energievorkommen in einem umstrittenen Seegebiet gab es keine Fortschritte.

In China kam es am Wochenende zu keinen neuen Demonstrationen. Nachdem die Behörden während Wochen antijapanische Manifestationen großzügig zuließen, werden nun chinesische Internetseiten blockiert, die zu weiteren Protesten anstiften. Vor diplomatischen Einrichtungen Japans wurde der Polizeikordon, der vor einer Woche noch überraschend dünn war, verstärkt. Hingegen demonstrierten am Samstag in New York rund 300 Chinesen gegen einen permanenten Sitz Japans im UNO-Sicherheitsrat. Am gleichen Tag zogen über 100 Rechtsextremisten durch den Tokioter Stadtteil Shinjuku, in dem zahlreiche Chinesen wohnen, und forderten eine offizielle chinesische Entschuldigung.

MARCO KAUFFMANN