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Handwerkskammer sucht Neuanfang

Ein neuer Vorstand soll die Handwerkskammer aus dem Haushaltsloch führen, das überdimensionierte Berufs-fortbildungszentrum schrumpfen und wieder für die Belange der Handwerksbetriebe kämpfen. Er ist nicht leicht zu finden

Bremen taz ■ Eine Kampfabstimmung? Der Herr auf der Zuschauertribüne kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er kennt die Handwerkskammer. Offener Streit gehört hier nicht zur Tradition.

Und dennoch gibt es ihn. 100 Euro mehr Kammerbeitrag wollte etwa Präses Dieter Dasenbrook von den rund 5.000 Handwerksbetrieben im Land Bremen kassieren, pro Jahr. Das Geld sollte das 500.000-Euro-Loch decken, das das kammereigene Berufsförderungszentrum in den Haushalt reißt. Der Widerspruch war groß.

Die wirtschaftliche Situation der Handwerksbetriebe sei schon angespannt genug, heißt es in Handwerkskreisen. Da könne nicht auch noch die Kammer die Beiträge nach eigenem Gutdünken in die Höhe treiben, um ihr eigenes Haushaltsloch zu stopfen. Dasenbrook und die übrigen drei Arbeitgebervertreter im sechsköpfigen Kammer-Vorstand warfen das Handtuch und traten zurück. Man habe nicht mehr genug Rückhalt, hieß es. Die letzte Vorstandswahl lag da gerade einmal zehn Monate zurück.

Gestern sollte die Vollversammlung einen neuen Vorstand wählen. Was offenbar keine ganz einfache Sache ist. Kampfabstimmungen schließlich sind der Kammer Sache nicht. Und die Vorverhandlungen, in denen sich erst der zum Teil nur noch kommissarisch amtierende Ex-Vorstand und dann, in getrennten Räumen, die 20 VerteterInnen der Selbstständigen und die zehn der ArbeitnehmerInnen auf einen neuen Präses und drei neue Vorstandsmitglieder der Arbeitgeberseite verständigen sollten, zogen sich hin. Bis Redaktionsschluss war kein Ergebnis abzusehen.

Klar ist dagegen, dass auch der neue Vorstand nicht umhin kommen wird, das Loch im Etat der Kammer auf irgendeine Weise zu stopfen. Öffentlich-rechtliche Anstalten müssen einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen. Die Handwerkskammer konnte für 2005 bisher keinen verabschieden. Selbst der Jahresabschluss für 2004 steht noch aus.

Inhaltlich dürfte es daher gestern auch um die Zukunft des Berufsförderungszentrums gegangen sein, das schon seit langem Defizite erwirtschaftet. Nur mit Hilfe der Rücklagen der Kammer konnte es sich in den letzten Jahren über Wasser halten – und dank Projektmitteln aus dem Arbeitsressort. Von sechsstelligen Beträgen ist die Rede.

Das Problem: Das Berufsförderungszentrum, ein riesiger Gebäudekomplex im Gewerbegebiet Bayernstraße, ist mit seinen 540 Werkstatt- und 400 Theorieplätzen reichlich überdimensioniert. Viele der Räume, so heißt es, stehen seit Jahren leer, die Heizungsanlage ist marode. Intern wird bereits über einen Teilabriss des Gebäudes nachgedacht.

Außerdem soll Personal abgebaut werden. Nach eigenen Angaben hat das Zentrum derzeit rund 30 Festangestellte, daneben unterrichten hier 200 Honorardozenten. Schwerpunkte sind überbetriebliche Lehrlingsausbildungen, Fortbildungslehrgänge für HandwerkerInnen, Meisterkurse und – von der Agentur für Arbeit bezahlte – Umschulungen. Lehrlinge gibt es seit Jahren immer weniger, die Nachfrage nach Weiterbildungen nimmt ebenfalls ab, und bei den Umschulungen sorgten die Hartz-Gesetze und die damit zusammenhängenden Veränderungen für einen Einbruch. Die Bremer Handwerkskammer, so stänkerte nach den Rücktritten der Deutsche Gewerkschaftsbund, müsse sich schnellstmöglich wieder „ihren eigentlichen Kernaufgaben widmen“. Armin Simon

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