Haftbefehl und Gewalt nach dem Putsch

MALEDIVEN Anhänger schützen den gestürzten Staatschef Mohamed Nasheed vor drohender Verhaftung

BERLIN taz | Gegen den am Dienstag durch putschartige Proteste gestürzten Präsidenten der südasiatischen Inselrepublik Malediven ist am Donnerstag Haftbefehl erlassen worden. Mohamed Nasheed wird in seinem Haus von Hunderten Anhängern geschützt, sagte Exaußenminister Ahmed Naseem vor Journalisten. Nasheeds Frau und zwei Töchter flohen nach Sri Lanka.

Die Gründe für den Haftbefehl, der auch für den Exverteidigungsminister gelten soll, sind nicht bekannt. Von der neuen Regierung und Justiz wurden die Haftbefehle nicht bestätigt, aber Ermittlungen gegen Nasheed. Am Mittwoch hatte dieser Proteste von 2.000 Anhängern in der Hauptstadt Malé gegen seinen Sturz angeführt. Polizei und Militär gingen dabei mit Tränengas und Schlagstöcken vor. 50 Personen wurden verhaftet, 50 verletzt, darunter auch Nasheed leicht. Der Vorsitzende seiner Partei MDP kam bewusstlos ins Krankenhaus. Amnesty International warf den Sicherheitskräften vor, friedliche Protestierende angegriffen zu haben. In der zweitgrößten Stadt Addu und in kleineren Orten zerstörten Demonstranten Polizeistationen.

Nasheed hatte zuvor erklärt, er sei von meuternden Polizisten und Militärs unter Gewaltandrohung zur Unterzeichnung eines Rücktrittsschreibens gezwungen worden. Ihm loyale Militärs hätten Waffen verlangt. Er habe dies abgelehnt, um ein Blutbad zu verhindern. Die Militärführung und der neue Präsident Mohammed Waheed Hassan dementierten einen Putsch.

Waheed war Vizepräsident in Nasheeds Koalitionsregierung gewesen. Er ist konservativer und rief jetzt zu einer Regierung der nationalen Einheit auf. Nasheeds MDP schloss bereits eine Beteiligung aus. Waheed ernannte derweil einen neuen Innen- und Verteidigungsminister. Diese hatten unter dem langjährigen Diktator Maumoon Abdul Gayoom hohe Posten innegehabt.

Anhänger Gayooms hatten in den letzten Wochen Proteste gegen Nasheed angeführt, denen sich am Montag Polizisten und einige Soldaten anschlossen. Nasheed hatte 2088 den 30 Jahre regierenden Gayoom in der ersten demokratischen Wahl des Landes besiegt. Dieser fand sich nie damit ab und verbündete sich mit Islamisten gegen den liberalen Nasheed. SVEN HANSEN