Vom Kommandeur zum Friedensstifter

Israels ehemaliger Staatspräsident Eser Weizman ist im Alter von 80 Jahren am Sonntagabend gestorben

JERUSALEM taz ■ Israels siebenter Staatschef Eser Weizman wird als eine der schillerndsten Figuren in israelische Geschichtsbücher eingehen. Dabei gehört die Präsidentschaftsphase nicht unbedingt zu seinen Glanzzeiten. Am Sonntagabend starb Weizman nach langer Krankheit im Alter von 80 Jahren.

Mit Bemerkungen wie „Den hält keiner aus“ über Benjamin Netanjahu weckte er Zorn mal bei Parteifreunden, mal bei Frauen, die er für den Dienst in der Luftwaffe für ungeeignet hielt: „Hör mal, Mädele, hast du schon mal einen Mann Socken stricken sehen? Frauen können keine Kampffliegerinnen werden.“

Bei der Trauerrede für den ermordeten Premier Jitzhak Rabin sprach er von den „guten Dingen, die wir zusammen gegessen und getrunken haben“. Stets hatte Rabin Kritik vom Staatschef einstecken müssen, er ginge im Friedensprozess zu rasch voran.

„Als Präsident kann ich keine Fakten verschieben, nicht über Haushalte entscheiden oder bei [dem syrischen Präsidenten Hafis al-]Assad anrufen“, kommentierte Weizman Anfang 1993 seine Wahl zum Präsidenten, mit der er in die Fußstapfen seines Onkels Chaim Weizman, des ersten Staatschefs Israels, trat. Dessen ungeachtet mischte er als repräsentatives Staatsoberhaupt bei den politischen Entwicklungen mit, bis er im Sommer 2000 über Geldüberweisungen, die er nicht gemeldet hatte, stolperte und zurücktrat.

Begonnen hatte seine Laufbahn 1942, als er sich 18-jährig bei der britischen Armee meldete, um sich als einer von sehr wenigen Juden zum Kampfpiloten ausbilden zu lassen. Knapp 20 Jahre später kommandierte er die Luftwaffe. Weil er es zum Stabschef nicht schaffen würde, wählte er ab 1969 die Politik. Dreimal saß er im Parlament – jedes Mal für eine andere Partei.

Die späten 70er-Jahre waren seine politische Glanzzeit. 1977 erreichte er als Wahlstratege des Likud die erste Wende seit der Staatsgründung. Premier Menachem Begin schickte ihn kurz darauf zu den ägyptischen Friedensverhandlungen von Camp David. Bei Weizman, so schrieb die Tageszeitung Yedioth Ahronoth gestern, „war [Ägyptens damaliger Präsident Anwar as-]Sadat, der Feind von gestern, morgen der größte Freund Israels“.

1980 verließ Weizman die Politik, ohne sich als Privatmann heraushalten zu können. Die geplante Bombardierung des irakischen Kernreaktors Osirik 1981 ließ er an die Presse durchsickern. Er verurteilte den Libanonfeldzug, den Bau jüdischer Siedlungen im Palästinensergebiet und flog nach kurzem Comeback im Kabinett 1990 aus der Regierung. Der konservative Premier Jitzhak Schamir zürnte über Weizmans Kontakte zur PLO-Führung, die er „hinter dem Rücken der Regierung und gegen die Interessen des Staates“ unterhielt. SUSANNE KNAUL