Beck will Muslime unter einem Dach

Integrationsbeauftragte: Verlässlicher Ansprechpartner notwendig. Gründung von Dachverband im Gang. 70 Prozent der Gläubigen könnten repräsentiert werden

BERLIN taz ■ Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Marieluise Beck, dringt auf die Gründung eines muslimischen Dachverbands in Deutschland. Die Politik brauche verlässliche Ansprechpartner, um Fragen wie die des Religionsunterrichts, der Seelsorge oder der Besetzung von Rundfunkräten zu klären, sagte die Grünen-Politikerin gestern bei der Tagung „Islam einbürgern“ in Berlin. Von einer solchen Strukturreform verspricht sich Beck auch, dass muslimische Positionen in Debatten um heikle Themen wie Bioethik, Abtreibung oder Patientenverfügungen „sichtbarer“ werden.

Allerdings könne niemand von allen 3,2 Millionen Muslimen in der Bundesrepublik erwarten, dass sie sich binnen weniger Monate unter einem einzigem Dach vereinten – schließlich hätten dies die evangelische und katholische Kirche bis heute nicht hinbekommen, räumte Beck ein. Sie rechnet damit, dass weiter zumindest mehrere Zentralverbände für die hier lebenden Muslime sprechen werden. Laut Nadeem Elyas, der als Vorsitzender des Zentralrats der Muslime seit Februar an der Gründung eines Dachverbandes mitarbeitet, soll dieser rund 70 Prozent der Gläubigen repräsentieren. „Mehr kann die Gesellschaft nicht erwarten“, sagte Elyas.

Unter Federführung großer islamischer Verbände soll die neue, föderal organisierte Vertretung möglichst bis zum nächsten Jahr ihre Arbeit aufnehmen. Ziel sei es, dass Basismitglieder von Moschee- und Kulturvereinen örtliche Vertreter wählten, die wiederum Landesvertreter bestimmten.

Ob für die Integration der Muslim-Verbände auch das Staatskirchenrecht geändert werden solle, ließ Beck offen: „Wir sind noch ganz am Anfang eines heiklen Prozesses.“ AGX