piwik no script img

Rotieren wie wild

Gleich bei drei RBB-Hörfunkwellen werden die Chefs gewechselt: Betroffen sind Radioeins, Fritz und 88acht

Hörern der Dudelwelle 88,8 könnte statt deutschen Schlagern schon bald HipHop der Sorte Radio Fritz entgegendröhnen. Bei der „nur für Erwachsene“-Welle Radioeins wird es vielleicht dafür schon bald seichter zugehen. Bis Mitte Mai muss der dortige Chefredakteur Helmut Lehnert seinen Stuhl für Florian Barckhausen räumen, der bisher das bei älteren Hörern zwischen 40 und 60 beliebte Stadtradio „88acht“ leitete. Auf seinen Posten rückt ausgerechnet der Chef des Jugendsenders Radio Fritz, Konrad Kuhnt.

Der Leitungsposten der Teeniewelle soll neu ausgeschrieben werden. In einem innerbetrieblichen Verfahren werde man außerdem klären, welche „wichtige neue Programmfunktion“ Radioeins-Chef Lehnert übernehmen wird, sagte gestern der Pressesprecher des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB), Ulrich Anschütz. Über die Gründe für den Wechsel lässt sich nur spekulieren. Offiziell wird die Rotation als „völlig normales Verfahren im Einverständnis aller Beteiligten“ bezeichnet, das „dem Erfolg aller Wellen“ diene. Inoffiziell spekulieren Medienexperten jedoch schon länger über die Schließung von einer der insgesamt sieben Hörfunkwellen. Vor allem Radioeins gilt als Kandidat für die Schließung, da der Sender die hohen Erwartungen nie ganz erfüllt hat. Seit der Rundfunkratssitzung im vergangenen Oktober ist klar, dass der RBB 35 Millionen Euro bis 2009 einsparen muss. Doch Einstellungsstopp, Einsparung von 300 Planstellen und Kürzungen im Programmbereich des Fernsehens reichen noch nicht.

Gegen eine langsame Abwicklung von Radioeins spricht jedoch, dass der neue Chefredakteur Barckhausen bei 88acht erfolgreiche Arbeit geleistet hat und laut Insidern als „machtbewusst“ gilt. Zudem plant der RBB, eine seiner Radiowellen verstärkt für die Generation der 40-Jährigen auszubauen. Dies könnte mit dem Wechsel von Barckhausen geschehen. TINA HÜTTL

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen