Mississippi Burning – das Remake

Der alte gewordene Ku-Klux-Klan-Mann Edgar Ray Killen steht 41 Jahre nach rassistischen Morden wieder vor Gericht

Seinen Namen, sein Gesicht und seine Geschichte kennt jeder Bürgerrechtler in den USA: Edgar Ray Killen. Kahlköpfig, schmale Lippen und große Brille. Vor 41 Jahren soll der Ku-Klux-Klan-Mann den Mord an drei Bürgerrechtsaktivisten verantwortet haben. Obwohl die Beweislage gegen ihn erdrückend war, wurde er nach langem Prozess auf freien Fuß gesetzt. Viele vermuteten eine Verschwörung der damals ausschließlich weißen Polizei und Richterschaft,

Vier Jahrzehnte lang lebte Killen dann unbehelligt auf einer Farm nahe dem Ort Philadelphia im Bundesstaat Mississippi. Er betrieb eine kleine Sägemühle und arbeitete als Laienprediger in einer Baptistenkirche. Doch Mitte Januar dieses Jahres wurde der heute 80-Jährige plötzlich verhaftet. Die Morde von 1964 werden neu aufgerollt.

In jenem Sommer wurden drei Bürgerrechtler, ein Schwarzer und zwei Weiße, von Mitgliedern des Ku-Klux-Klan überfallen und erschossen. Ihre Leichen wurden sechs Wochen später in einem Erdwall vergraben gefunden. 19 Männer, einschließlich Killen, wurden angeklagt. Keiner jedoch wegen Mordes. Nur sieben wurden verurteilt – mit der Begründung, die Bürgerrechte der Opfer verletzt zu haben. Keiner saß länger als sechs Jahre in Haft. Das Verfahren gegen Killen endete ohne Urteil, da sich ein Jurymitglied weigerte, den Prediger für schuldig zu befinden.

Die Bluttaten sorgten damals landesweit für Aufruhr und entwickelten sich zu einem Kristallisationsmoment für die Bürgerrechtsbewegung. 1988 verfilmte Alan Parker die Geschichte in „Mississippi Burning“.

Noch heute ist der Ort gespalten. Als Killen im Januar im orangenen Gefängnisoverall ins Gerichtsgebäude geführt wurde, griffen aufgebrachte Freunde und Nachbarn, von seiner Unschuld überzeugt, anwesende Journalisten an, während Bürgerrechtler und Angehörige der Mordopfer applaudierten.

Erhobenen Hauptes und mit kräftiger Stimme erklärte sich Killen dreimal für „unschuldig“ und stritt erneut jede Beteiligung ab. Nach FBI-Untersuchungen, die sich auf mehrere Zeugenaussagen stützen, plante und führte er gemeinsam mit anderen die Mordtaten aus.

Dass der Fall wieder aufgenommen wurde, ist zum einen dem beharrlichen Druck von Bürgerrechtsgruppen zu verdanken. Zwei neue zuständige Bezirksrichter und der Staatsanwalt engagierten sich zudem persönlich, leiteten neue Ermittlungen ein und wollen den Fall endlich zu den Akten legen. Sie folgen damit einem Trend, längst abgeschlossene, jedoch zweifelhafte Verfahren wieder zu eröffnen. Seit 1989 wurden in den USA insgesamt 27 Morde an Bürgerrechtlern neu aufgerollt, fünf davon in Mississippi.

Ursprünglich sollte der Prozess gegen Killen am 18. April beginnen. Doch nachdem er gegen 250.000 Dollar Kaution freigelassen wurde, brach ihm beim Baumfällen ein fallender Stamm beide Beine. Verhandlungsunfähig liegt er seitdem im Krankenhaus. MICHAEL STRECK