Hoher Besuch aus Washington in Kairo

ÄGYPTEN US-Generalstabschef Dempsey trifft sich mit Militärchef Tantawi. Erneut zwei Ausländer festgenommen. Sie sollen Demonstranten bezahlt haben. Streikaufrufe an den Universitäten

KAIRO dapd | US-Generalstabschef Martin Dempsey ist mit dem Vorsitzenden des regierenden Militärrats in Ägypten zu Gesprächen über das jüngste Vorgehen gegen regierungsunabhängige Organisationen in dem Land zusammengetroffen. Das bestätigte Dempseys Sprecher Oberst Dave Lapan am Samstag. Weitere Einzelheiten zu der Unterredung mit Feldmarschall Hussein Tantawi wurden nicht genannt.

Die staatliche Nachrichtenagentur Mena meldete, im Mittelpunkt der Gespräche habe „die strategische Partnerschaft zwischen Washington und Kairo“ gestanden. Die jüngste Anklageerhebung gegen 19 Mitarbeiter von NGOs aus den USA hatten die Beziehungen zwischen Ägypten und den USA drastisch verschlechtert. Den Angeklagten wird vorgeworfen, illegale Gelder aus dem Ausland angenommen zu haben, um Unruhen in Ägypten zu schüren.

Am Jahrestag des Sturzes des einstigen Machthabers Husni Mubarak nahmen die Sicherheitskräfte einen australischen Journalisten und eine Studentin aus den USA fest. Sie sollen Ägypter bestochen haben, sich an einem Generalstreik zu beteiligen. Bewohner der Stadt Mahalla al-Kubra im Norden des Landes hätten der Polizei gemeldet, dass die Ausländer Geld verteilten, um die Menschen zur Teilnahme an den Protesten gegen den regierenden Militärrat zu bewegen, hieß es aus Sicherheitskreisen. Neben dem Australier und der Amerikanerin sei auch ihr ägyptischer Führer in Gewahrsam genommen worden. Die herrschenden Generäle hatten in der Vergangenheit immer wieder „ausländische Kräfte“ für die Unruhen im Land verantwortlich gemacht.

Zuvor hatten Aktivisten zu einem Streik im Universitätssektor und zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen, wie der arabische Nachrichtensender al-Dschasira auf seiner Website berichtete. In einer Reaktion kündigte der Vorsitzende des Militärrats, Hussein Tantawi, eine landesweite Verstärkung der Truppenpräsenz an. Studentenverbände und Professoren an elf Universitäten kündigten an, ihre Vorlesungen für drei Tage aussetzen zu wollen. Landesweit kamen unterdessen Hunderte Studenten in ihren Fakultäten zu Protestkundgebungen zusammen. Viele von ihnen trugen Fotos von den rund 100 Aktivisten, die seit dem Sturz Mubaraks bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften getötet wurden.