KOMMENTAR: EIKEN BRUHN ÜBER HEBAMMENMANGEL IN NIEDERSACHSEN
: Eltern zahlen die Rechnung

Die Kliniken konnten mit freiberuflichen „Beleg“-Hebammen Personalkosten sparen

Keine Wahl haben Schwangere im Landkreis Diepholz. Weil dort jetzt die letzte geburtshilfliche Abteilung an einer Klinik geschlossen hat, müssen Frauen 30 Kilometer und mehr in die nächste Klinik oder ins Geburtshaus fahren. Das kann im Extremfall lebensbedrohlich sein und bedeutet im Normalfall unnötigen Stress. Etwa, wenn sich eine Frau nicht sicher ist, ob die Geburt wirklich begonnen hat. Und in der Klinik wegen falschen Alarms wieder nach Hause geschickt wird.

Dann bekommt die Kinder doch zu Hause! Könnte man den Frauen in Bassum und Umgebung zurufen. Und argumentieren, dass die Wahrscheinlichkeit, eine selbstbestimmte Geburt ohne Eingriffe zu erleben, in der Klinik bedeutend geringer ist. Doch auch diese Wahl haben Frauen in ländlichen Regionen nicht, weil sich immer weniger freiberufliche Hebammen Hausgeburten leisten können. Der Grund sind die extrem hohen Versicherungsprämien, die sie und ärztliche Geburtshelfer zahlen müssen. Entgegenwirken kann man diesem Prozess nur über eine bessere Honorierung der Hebammen-Arbeit. Doch während ÄrztInnen in Deutschland in der Politik immer ein Gehör finden, war der Kampf der Hebammen um eine angemessene Bezahlung bisher erfolglos.

Für die Kliniken war das komfortabel: Sie konnten mit freiberuflichen „Beleg“-Hebammen Personalkosten sparen. Jetzt bekommen sie dafür die Rechnung. Zahlen müssen die Eltern.