Kompromiss auf der Pauliner Marsch

Zum Preis von zwei Millionen Euro haben Anwohner und Nutzer der Pauliner Marsch ihren jahrelangen Streit beigelegt. Inhalt der Einigung: Neue Parkplätze für Werder, neue Sportplätze für die Vereine, neue Wege für die Anwohner

Bremen taz ■ Am Ende gaben sich alle einstigen Kontrahenten zufrieden. Der Abschluss des Moderationsverfahrens um die Zukunft der Pauliner Marsch sei eine „enorme Leistung“, gab Ortsamtsleiter Robert Bücking zu Protokoll. Bausenator Jens Eckhoff (CDU) war voll des Lobes über die erzielte Einigung, auch die grüne Bürgerschaftsabgeordnete Karin Krusche hob sie als „vorbildlich“ hervor. Manfred Müller, Werder Bremens Marketing-Geschäftsführer, kann „trotz anfänglicher Skepsis mit dem Kompromiss leben“ und auch für Udo Würtz, Sprecher der rund 40.000 AnwohnerInnen, „hat sich das Engagement gelohnt“: Die Einigung sei ein „Anfang“, obwohl für die Bewohner „nicht viel gewonnen“ sei.

Das unter der Leitung des Hamburger Politikwissenschaftlers Wolfgang Gessenharter in einem Dreivierteljahr ausgehandelte Maßnahmenpaket sieht unter anderem vor, dass die beiden Sportplätze hinter der Ostkurve des Weser-Stadions zukünftig als offizielle Parkplätze ausgewiesen werden. Dennoch sollen sie weiter vom Freizeitsport genutzt werden können, so Eckhoff. Darüber hinaus wird der Kassenvorplatz parallel zum Deich mit Bäumen bepflanzt, der östlich davon gelegene Platz entsiegelt und neu her gerichtet.

Die drei Sportvereine Union 60, BTV 1877, Post SV und der Sportgarten erhalten ein Kunstrasenfeld auf der Bezirkssportanlage im östlichen Teil der Pauliner Marsch. Es soll auch den Freizeitsportlern die Möglichkeit bieten, ganzjährig zu trainieren. Zugleich bekommt auch Werder einen neuen Trainingsplatz.

Am Ende des Maßnahmenkataloges steht eine neue Wegeverbindung zwischen der Herzbergerstraße und den Sportfeldern von Werder, Union 60, Post SV und dem Sportgarten. Aus Sicht der Anwohner sei dies der „wichtigste Erfolg“, betonte Würtz. Seine Kritik kann er sich dennoch nicht verkneifen: Der Kompromiss sei zugunsten von Werder als dem größten Geldgeber und Steuerzahler entlang der Pauliner Marsch ausgefallen, findet Würtz. „Es fällt etwas schwer, all das Lobreden zu ertragen.“

Die vom Beirat Mitte Östliche Vorstadt bereits einstimmig gebilligte Einigung kostet insgesamt etwa zwei Millionen Euro, schätzt Müller, „einige hunderttausend Euro“ steuert Werder bei. Zwei Kunstrasenplätze schlagen mit 600.000 Euro zu Buche, weitere 300.000 Euro kosten die Parkplätze vor dem Stadion, rechnete Müller vor. Die öffentliche Hand investiert zunächst 700.000 Euro, sicherte Eckhoff zu, weitere Mittel sollen später fließen. Damit sei der Kompromiss den knappen Kassen „angemessen“, bilanzierte der Senator.

Zugleich lobte Eckhoff das Moderationsverfahren als „Musterbeispiel“ für weitgehende Bürgerbeteiligung – und war sich darin mit Karin Krusche von den Grünen einig: „Das wiederholt sich hoffentlich noch an vielen Stellen in Bremen.“

Ein solches Ergebnis sei „nicht selbstverständlich“ gewesen, betonte Gessenharter, der sich bereits als Vermittler in Sachen Hafenstraße einen Namen für schwierige Fälle gemacht hat. Die Interessengegensätze seien auch in der Pauliner Marsch keineswegs aufgehoben, so Würtz. Aber zumindest könne man jetzt miteinander reden. Der Werderaner Müller nickt. frs