Mehr Betreungsplätze für weniger Geld

Die Evangelische Kirche will drei Spielgruppen für unter Dreijährige schaffen und dabei auf Laienerzieher vertrauen

Bremen taz ■ Für Kinder unter drei Jahren ist in Bremen kaum Platz. Kein anderes Bundesland, schimpft Ilse Wehrmann vom Landesverband evangelischer Kinder-Tageseinrichtungen, habe so wenig Betreuungsplätze für Kleinkinder. Das soll sich nun ändern – mit Hilfe der evangelischen Kirche, die die Frühförderung von Kindern, so Wehrmann, einst selbst verhinderte.

Heute können in Bremen nur sieben Prozent aller Kids unter drei Jahren können gefördert werden, gibt auch das Sozialressort zu, 20 Prozent sollen es bis zum Jahr 2010 werden. Auch die evangelische Kirche hat für das aktuelle Kindergartenjahr nur 20 Krippenplätze für unter Dreijährige – aber 182 Anmeldungen. „Die Nachfrage ist sehr groß“, sagt Wehrmann – nicht nur unter Berufstätigen.

Schon im Sommer will Wehrmann deshalb drei pädagogisch betreute Spielgruppen ins Leben rufen, mit Platz für rund 40 Kinder unter drei Jahren. An drei bis fünf Tagen in der Woche sollen hier insbesondere Kids aus bildungsfernen Schichten mit arbeitslosen Eltern für jeweils sechs Stunden betreut werden. Übernehmen sollen diese Aufgabe Eltern, die dafür nur eine Aufwandsentschädigung von 1,50 Euro pro Stunde erhalten.

Wer als Arbeitsloser sein Kind in eine solche Spielgruppe gibt – in Brandenburg existieren sie schon heute – soll dafür nichts bezahlen müssen, so Wehrmann. Wer als arbeitsloser Laienerzieher dort arbeitet, werde erst einmal von einem Sozialarbeiter angelernt. Dessen Aufgabe ist es dann auch, die arbeitslosen Eltern nebenbei für die Rückkehr in den regulären Arbeitsmarkt zu qualifizieren.

Im Unterschied zu den klassischen Kinderkrippen sind solche neuartigen Spielgruppen erheblich billiger: Rund 1.500 Euro kostet ein Platz in einer Krippe pro Kind und Monat. Eine Spielgruppe hingegen ist mindestens 1.000 Euro billiger, schätzt Wehrmann.

Dass sich die evangelischen Kirche überhaupt für Kinder unter drei stark macht, ist keineswegs selbstverständlich: „Kirche und Staat haben gerade im roten Bremen aktiv verhindert, dass Betreungsangebote für unter Dreijährige geschaffen werden“, sagt die Soziologin Gisela Erler. Sie ist zugleich Gründerin eines Dienstleistungs-Unternehmens, das im Auftrag von Firmen den Platz sucht, an dem berufstätige Eltern ihre Kinder betreut haben wollen. In Bremen wirbt sie nun für die Idee Spielgruppen, die sie selbst mit entwickelte.

Die Einbeziehung von Laienerzieher sei allerdings „sehr umstritten“, gibt Erler zu. Dennoch reagiere die Fachwelt positiv, wendet die langjährige Familienforscherin ein: Spielgruppen wirkten wie ein „Super-Nanny“ für Eltern, die mit ihren Kleinkindern allein „oft überfordert“ seien, so Erler. In Brandenburg jedenfalls macht Erler bei vielen Eltern „große Begeisterung“ ob der Spielgruppen aus. frs