unterm strich
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Eine Kooperation, die das Popjahr 2005 prägen dürfte, haben die Postriotgrrl-Gruppe Le Tigre und die Millionenerbin Paris Hilton angekündigt. Für das kommende Paris-Hilton-Album soll die Gruppe rund um die ehemalige Bikini-Kill-Sängerin (auch bekannt aus den Romanen von Thomas Meinecke) für das neue Album von Hilton einen Song schreiben und produzieren. Wahnsinn! Hell freezes over, wie man im angloamerikanischen Sprachraum so schön sagt, und von zwei entgegengesetzen Polen schlittern sich Hilton und Henna auf dem Eis entgegen! Wo werden sie sich die Hände reichen? Werden sie „Superfreak“ von Rick James covern? Werden sie gemeinsam „Girls Ain’t Nothing But Trouble“ spielen?

Kapitalismuskritik? Aber unbedingt – denken sich, freilich unabhängig voneinander, der deutsche Dramatiker Rolf Hochhuth und der indische Schriftsteller Amitav Ghosh. Jener sagte am Dienstagabend in der Berliner Akademie der Künste, dass auch „Arbeitsplatzkiller“ Terroristen seien, denen man entsprechend in den Weg treten müsse. Die „entfesselte Allmacht“ der Wirtschaft, erklärte der Autor, der aus seinen politischen Einschätzungen schon das Stück „McKinsey kommt“ gewann, werde einen „neuen Aufruhr im Lande züchten“. Ghosh äußerte vergleichbare, wenn auch globaler formulierte Bedenken in der Zeit. Der Autor des Romans „Der Glaspalast“ kritisierte den weltweit „ungebremsten Kapitalismus“. Es sei merkwürdig, dass der Fall der Berliner Mauer heute immer noch als Bestätigung für den Sieg dieses Systems betrachtet werde. „In Wahrheit“, so Ghosh, „deuten die weltweiten Erfahrungen der vergangenen 15 Jahre viel eher darauf hin, dass ungebremster Kapitalismus unweigerlich imperiale Kriege und die Expansion von Imperien auslöst.“