„Es fällt nicht in den Schoß“

Genossenschaftliches Wohnprojekt stellt sich vor

■ 66, ist Pastorin im Ruhestand. Sie war 2003 Gründungsmitglied des Wohnprojekts 13 in der Telemannstraße 24 und wohnt dort seit Beginn.

taz: Frau Schmidt-Brackmann, was unterscheidet das Wohnprojekt 13 von einem normalen Mietshaus?

Elisabeth Schmidt-Brackmann: Wir kannten uns alle schon, bevor wir eingezogen sind. Außerdem sind wir selbstverwaltet, es gibt keinen Vermieter. Wir haben eine Selbstverpflichtung im Mietvertrag, dass jeder Bewohner das Projekt unterstützt und erhält.

Ist Ihr Haus eine große Wohngemeinschaft?

Nein, wir sind 18 Wohneinheiten, die jeweils eine eigene Wohnungstür haben. Wir treffen uns alle 14 Tage im Plenum und beraten gemeinsam über alles, was das Haus braucht.

Wie werden neue Mieter ausgewählt?

Das passiert auch im Plenum. Wir geben neuen Bewerbern die Chance zu schnuppern. Nach einer Probezeit von ein paar Wochen entscheiden wir. In den letzten neun Jahren mussten wir aber nur einmal einen neuen Mieter suchen.

Eine Gegenbewegung zur Anonymität der Großstadt?

Unbedingt. Es ist das Bedürfnis, mit Menschen zusammenzuleben, denen man Vertrauen entgegenbringt. Auch Nachbarschaftshilfe ist uns wichtig. Wir haben zum Beispiel einen gemeinsamen Kindermittagstisch eingerichtet.

Im Moment ist bei Ihnen kein Platz frei. Wieso stellen Sie das Projekt öffentlich vor?

Wir wollen zur Nachahmung anregen. Diese Form des Wohnens hat eine Lebensqualität, die ausgezeichnet ist. Wir möchten andere ermutigen, sich auch so etwas zu erarbeiten. Sie fällt einem nicht in den Schoß, aber sie ist machbar. INTERVIEW: JDI

Infoveranstaltung: 19.30 Uhr, Geschichtswerkstatt Eimsbüttel, Sillemstr. 79