Der MDR bleibt außen vor

KIKA Beim Prozess in Erfurt gesteht auch der zweite Haupttäter

Im zweiten Prozess wegen des Millionenbetrugs beim Kinderkanal (Kika) von ARD und ZDF hat auch der zweite Haupttäter ein voll umfassendes Geständnis abgelegt – und indirekt schwere Vorwürfe gegen den beim Erfurter Kika federführenden MDR erhoben. „Ich habe viele Menschen enttäuscht und großen wirtschaftlichen Schaden angerichtet, was mir sehr leidtut und wofür ich mich schäme“, sagte Fabian B. Der ehemalige Geschäftsführer der mittlerweile insolventen Berliner TV-Produktionsfirma Koppfilm hatte über Scheinrechnungen zusammen mit dem ehemaligen Kika-Herstellungsleiter Marco K. den Sender seit 2002 um rund 8 Millionen Euro erleichtert. Im Prozess ging es allerdings nur um seit 2005 abgezweigte Gelder, die früheren Fälle sind verjährt.

Der Betrugsskandal war im Herbst 2010 aufgeflogen, weil sich B. selbst angezeigt hatte. Er sei „froh, den Mut zu diesem Schritt gefunden“ zu haben, sagte der 43-Jährige gestern beim Prozess am Erfurter Landgericht. Hätte er sich nicht gleich an die Staatsanwaltschaft, sondern nur an den Kika oder den MDR gewandt, wäre wohl nicht so viel passiert. Auch Marco K., der bereits im Sommer 2011 zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt wurde und jetzt als Zeuge aussagte, verwies mehrfach auf den MDR. In seinem Prozess habe er sich noch aus Loyalität zu Kika und MDR zurückgehalten. Nun sprach K., der den größten Teil des Geldes verspielt haben soll, von einem beruflichen „Teufelskreis, der mich an den Automaten getrieben hat“. Doch hier bremste die Staatsanwaltschaft: Um den MDR oder das Arbeitsklima beim Kika gehe es nicht. Das ist juristisch richtig, aber unbefriedigend und gibt dem ehemals beim Kika so mächtigen Marco K. recht: „Die Tiefe dessen, was wirklich passiert ist, wird nicht aufgeklärt.“ Ein Urteil wurde noch für den Nachmittag nach Redaktionsschluss dieser Seite erwartet. STG