MOABITER TAGEBUCH
: Honeckers Aufzeichnungen erscheinen

BERLIN taz | In Berlin erscheinen an diesem Donnerstag die „Letzten Aufzeichnungen“ von Erich Honecker. 1992 war der ehemalige Staatsratsvorsitzende der DDR und SED-Parteichef von Moskau nach Berlin ausgeliefert worden. Dort sollte ihm wegen des Schießbefehls an der innerdeutschen Grenze der Prozess gemacht werden. In den 169 Tagen in der Haftanstalt Moabit machte er sich zahlreiche Notizen. Auf 400 handschriftlichen Seiten schrieb er auf Anraten seiner Anwälte Gedanken zu tagesaktuellen und prozessrelevanten Ereignissen auf. Er schrieb über seine zurückliegenden achtzig Lebensjahre, aber auch Briefe an seine Frau Margot Honecker.

Sie ist es, auf deren Wunsch die Aufzeichnungen Erich Honeckers erscheinen. Die 84-Jährige, die seit über zwanzig Jahren in Santiago de Chile lebt, hat dem Verleger der edition ost die Unterlagen übergeben. Im August 2012 wäre Honecker 100 Jahre alt geworden. Der Prozess gegen den krebskranken Mann wurde nach einer Verfassungsbeschwerde im Januar 1993 eingestellt und Honecker durfte zu seiner Frau nach Chile ausreisen. Dort starb er im Mai 1994. AM