„Nicht alles plattmachen“

Architekt Horst von Bassewitz wird geehrt

■ 80, ist freier Architekt und Künstler in Hamburg. Er hält alte Gebäude in Bleistiftzeichnungen fest.

taz: Herr Bassewitz, haben Sie die Ehrung zu Ihrem 80. Geburtstag verdient?

Horst von Bassewitz: Wenn einer 80 wird, muss er eigentlich nicht geehrt werden. Das passiert vielen.

Haben Sie schon eine Rede vorbereitet?

Mein Titel lautet Zeitstaub. Ich habe ein besonderes Verhältnis zur Zeit. Wir müssen die Zeit als etwas Wertvolles betrachten.

Sind Sie als Architekt deshalb in die Denkmalpflege gegangen?

Geschichte ist ein Teil unseres Lebens und die Voraussetzung, um in die Zukunft zu schauen. Es gibt immer noch genug umzubauen in den alten Häusern, und es ist eine spannende Aufgabe.

Was war Ihr bisher spannendstes Projekt?

Das ist zweifellos seit 20 Jahren das Schloss in Schwerin. Wir wollten die Anforderungen der Moderne mit denen eines historischen Gebäudes vereinen.

Und Ihr Lieblingsprojekt?

Das ist das Schloss in Reinbek. Man hat dort versucht, ein völlig verunstaltetes Renaissanceschloss des 16. Jahrhunderts aus den ganzen Schichten der Vergangenheit herauszuschälen.

Bevor Sie in der Denkmalpflege tätig waren, haben Sie auch das Astra Haus gestaltet.

Ja, 1973. Es war meine erste Aufgabe, die ich in Hamburg abschließen konnte. Ich war sehr stolz, weil es damals das erste Hochhaus an der Elbe war. Von dem Turm ist heute nichts mehr übrig. Das hat mich natürlich geschmerzt. Es muss nicht immer alles plattgemacht werden.

Was sagen Sie denn dazu, dass die Esso-Häuser „plattgemacht“ werden sollen?

Die Wohnungen, die in diesen Häusern stecken, stammen aus den 60er Jahren. Warum kann man sich nicht mal die Mühe machen und prüfen, ob aus den kleinen Wohnungen nicht größere entstehen könnten?  MME

Symposium „Vergangenheit als Herausforderung“: 16 Uhr, Warburg-Haus, Heilwigstraße 116